Politische Heimatlosigkeit

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Auf den Nachdenkseiten ist den Artikeln 'Menschen, die sowohl ökologisch als auch sozial engagiert sind, haben heute keine politische Heimat' und 'Nachtrag: Die Linke als politische Heimat' ein interessantes Thema angesprochen worden, das auch mir am Herzen liegt.

Ich bin seit den 80ern sozial, friedenspolitisch, ökologisch und informationstechnologisch interessiert. Ein Parteimensch bin ich eigentlich nicht, sondern vielmehr ein Einzelgänger, der seine Freiheit schätzt. So bin ich erst seit Ende 2009 überhaupt Mitglied in einer Partei, nämlich Der Linken, für die ich mich in einem expliziten Neuorientierungsprozess Mitte 2009 entschieden habe.

In einer drückend CSU-konservativen bayerischen Dorf- und Kleinstadtwelt aufgewachsen, hatte ich anfangs der 80er die SPD ins Auge gefasst, die zu Franz-Josef-Strauß-Zeiten als sozialistisch galt. Dann rückten im Verlauf der 80er Die Grünen in mein Bewusstsein, denen ich schließlich meine Sympathie schenkte, was bis anfangs der 2000er anhielt. Gesetzt hatte ich wie viele Ende der 90er auf die Rot-Grüne Regierung, insbesondere auf den grünen Teil. Dass uns die Schröder-Fischer-Connection dermaßen in die Pfanne haut, hatte ich nicht erwartet, wobei mir das auch erst allmählich ins Bewusstsein gedrungen ist. Ich hatte mich dennoch an die Hoffnung geklammert, dass Die Grünen sich noch ändern täten, mit dem Hintergrund, dass sie von der SPD ins Negative gezogen worden seien.

Eine wirkliche parteipolitische Heimat hat es für grün-enttäuschte Wähler, Sympathisanten und Mitglieder denke ich in den 2000ern nicht gegeben. Für die PDS war ich zu westlich eingestellt, die WASG und die Piratenpartei haben sich erst in der zweiten Hälfte der 2000er herauskristallisiert und waren mir noch nicht richtig ins Bewusstsein gedrungen. Weiters hatte ich die ÖDP und die Freien Wähler ins Auge gefasst, aber die beiden Parteien sind mir mehr ein Notbehelf.

Mich politikmäßig völlig zurückzuziehen, wie es viele Menschen heute machen, habe ich als Fehler erkannt. Auf meiner politischen Neuorientierungsliste ist Die Linke auf Platz 1 gekommen, und die Piratenpartei auf Platz 2. Demgemäß bin ich heute Linken-Mitglied und Piraten-Sympathisant. Die Piraten gefallen mir wegen ihrer Frische und ihrer Unkonventionalität, wie das in den 80ern bei Den Grünen der Fall gewesen ist. Die Piraten sind zwar noch eine Themenpartei, allerdings sind sie im Thema Informationstechnologie firm.

Die Linke ist themenmäßig breit aufgestellt, hat allerdings beim vorgenannten Thema einen Nachholbedarf. Die Themen Soziales und Friedenspolitisches, von denen sich Die Grünen als Partei praktisch verabschiedet haben, hat Die Linke aufgenommen. Im Ökologischen sind Die Grünen allerdings implementierter. Weiters kann Die Linke auch grüne Power und piratischen frischen Wind vertragen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Red Bavarian

Die Vergangenheit analysieren, die Gegenwart gestalten, die Zukunft erdenken.

Red Bavarian

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden