Weltflucht

2009 hatte ich mir vorgenommen, mich politisch und bewegt in die Welt zu stürzen, was ich nach einer jahrelangen Totalabstinenz nach und nach auch verwirklicht hatte. Ich habe auch die Parteienlandschaft durchgeackert, um eine passende Partei zu finden, wobei für mich Die Linke auf Platz 1, und die Piratenpartei auf Platz 2 gekommen ist. Ende 2009 bin ich dann in Die Linke eingetreten und 2010 habe ich mich mit Elan engagiert. Seit 2009 habe ich alles in allem schätzungsweise an über 250 Veranstaltungen teilgenommen, im Rahmen Der Linken und im weiteren Rahmen. Von Parteisitzungen über diverse Infoveranstaltungen bis zu Demos und Kundgebungen.

2010 und 2011 war ich hochaktiv, 2012 habe ich mich zurückgeschraubt, teils weil mir die Luft ausgegangen ist, teils weil sich Enttäuschung und Frustration in mir aufgebaut haben. 2013 habe ich mir vorgenommen, dergestalt weitgehend abstinent zu sein. Derzeit aktiv bin ich bald nur noch in einer BGE-Initiative.

Politik und Ökonomie empfinde ich inzwischen als Macht- und Mammon-Schmierentheater, bei dem man sich als Normalbürger_in ohne entsprechende Ressourcen letztendlich nur aufreibt, ohne wirklich etwas zu erreichen.

Parallel befasse ich mich seit 2010 auch wieder mit Religion und Philosophie, wobei ich mich durch den antiken Philosophiegürtel von Griechenland bis zum Fernen Osten arbeite. Mir erscheint es, dass in der Antike von klugen Leuten schon alles gesagt worden war, was die real existierende Welt der Menschen betrifft. Irgendwie ist das Viele, das seitdem geschrieben wurde, nur eine Wiederholung dessen; halt angepasst an die jeweiligen Umstände — epochenmäßig, soziokulturell, technologisch.

Letzthin habe ich in einer Sitzung der BGE-Initiative konstatiert, was wirklich großangelegt notwendig wäre: Bildung und Aufklärung, die vor jeglichen Ismen kommen. Von Bildung wird quer durch das politische Spektrum geredet, aber was wird dafür tatsächlich getan? Und die Aufklärung, wie es sie frühers gegeben hat, scheint mir praktisch verlorengegangen zu sein im kapitalistischen, militaristischen, faschistischen und stalinistischen Trommelfeuer, das seit über hundert Jahren niederprasselt.

Im Lichte dessen, oder besser: in der Finsternis dessen behält das oben im Vorspann Zitierte, das aus dem antiken Thomasevangelium stammt, eine quasi zeitlose Wahrheit.