Das Archiv der Migration

Geschichtsschreibung 50 Jahre Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und der Türkei: Wer an die Zukunft denkt, muss sich erinnern können. Ein Plädoyer für eine deutsche Geschichte
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Ich möchte von einem Archiv erzählen. Es trägt keinen Namen und hat keinen festen Ort. Es liegt verteilt im Land. In den Städten. In den Wohnungen. In Zimmern. In alten, verstaubten, lange nicht mehr geöffneten Schränken in den Kellern. Unter Häusern und Straßen.

In diesem Archiv lagern Videokassetten, VHS und Betamax, Filmbänder, vergriffene Bücher, teilweise ohne ISBN und den Pflichteintrag in der Nationalbibliothek, über keinen Google-Suchbegriff zu finden, dort lagern Foto-Alben mit Millionen von Bildern aus den siebziger und achtziger Jahren. Briefe: Liebesbriefe, Sehnsuchtsbriefe, beschwichtigende sogar gelogene Worte an die Heimat, an die zurückgelassenen Eltern, Geschwister, Geliebten. Beschwerdeschreiben, Formblätter,