Straßenszene in Kalifornien, Bildserie Öl von Edward Burtynsky
Lange wurden sie geschont. Ein Großteil der US-amerikanischen Ölreserven sind nur teuer zu fördern und das macht erst ab bestimmten Ölpreisen Sinn. Das hat sich geändert. Die Kriege zur Förderung wirtschaftsfreundlicher Regierungen im Nahen Osten scheinen sich nicht mehr zu rechnen und die Einsicht, dass man einen Staat nicht ohne weiteres stabilisieren kann, kam erst nach dem Irak, erst nach Afghanistan.
Einer IAE Prognose zufolge werden die USA bereits ab 2020 der weltweit größte Erdölproduzent sein. Ab 2030 wird dem Report nach der Export sogar den Import übersteigen.
Was bedeutet das für die Welt? Man könnte meinen, dass die Stabilisierungsversuche – die tödlichen Kriege wie im Irak mit über 100.000 toten Zivilisten – aus dem Fokus der amerikanischen Bemühungen rücken werden. Was mit der Situation im Nahen Osten tatsächlich passieren wird, ist aber Spekulationssache. Sicher ist, dass die USA dort einen Scherbenhaufen hinterlassen haben, um nicht zuletzt ihre wirtschaftlichen Interessen und damit die Konsumbedürfnisse ihrer Bevölkerung zu schützen.
Die Bohrungen im eigenen Land werden derweil als Fortschritt verkauft. Dabei wird die Unabhängigkeit von ausländischen Ressourcen wahrscheinlich zunächst tatsächlich für eine temporäre Energiesicherheit sorgen. Nicht nur die ungewisse Zukunft im Nahen Osten, auch die politische und gesellschaftliche Instabilität der gesamten Welt, ist für Amerika allerdings unberechenbar geworden. Die Öl wird teurer aber bleibt so wichtig wie eh und je.
Mit der als Fracking bekannt gewordenen Technologie wird jedoch die Lebensgrundlage der amerikanischen Bevölkerung direkt angegriffen. Bei dem Vorgang werden verschiedene Chemikalien unter die Erde gepumpt, um den Druck zu erhöhen, mit dessen Hilfe man das Öl dann wirtschaftlich fördern kann. Eine der schlimmsten Gefahren dabei ist die Vergiftung des Grundwassers und das ist nicht nur ein Problem für Umweltschützer. Übrigens auch in Deutschland.
Schritt in die falsche Richtung
Doch das tatsächlich niederschmetternde an dieser Entwicklung: es geht weiter wie gehabt. Statt das Ölzeitalter zu beenden, saugen wir die letzten Ressourcen aus der Erde. Mit katastrophalen Folgen für diese - immerhin auch der Ort wo wir leben und auf dem unsere Nahrung wächst.
Bis 2035 soll der globale Energiebedarf um ein Drittel steigen. Das Ziel, die Erderwärmung auf ein Wachstum von immerhin bereits für einige Regionen verherrende 2°Celsius zu begrenzen, gerät damit ins Utopische. Laut IEA Berechnungen ist die Schwelle dafür bereits 2017 erreicht.
Eine Hoffnung bleibt aber vielleicht doch noch: womöglich ist das Öl schneller alle, als erwartet.
Kommentare 7
Schön Denkii, noch jemand, der den Ernst der Lage begriffen hat, obwohl bei diesem Thema hier nicht gerade mit einer Kommentarinflation zu rechnen ist.
Die Zeitschiene die Du allerdings auslegst, gerade für die JuEschÄi ... das warten wir mal ab. Ich denke in Kürze wird sich dort ein anderer Horizont aufspannen; die Ökonomie kolportiert zwar, dass die JuEschÄi wieder zur Ölmacht number one aufsteigt ... aber wenn das Grundwasser durch das Fracking erstmal vergiftet ist gibt es Zoff und das sind ja nicht deren einzige Probleme ...
Wenn die Gotteskrieger in Gottes eigenem Land das Maul zu weit aufreißen, könnten sich die Chinesen veranlasst sehen, einen Teil ihrer Währungsreserven und/oder USAnleihen dem Marktzum Fraße vorzuwerfen.
In diesem Sinne einen schönen Tag
Und wie zur Bestätigung ...
Zitat SPON:
Trauriger Spitzenreiter im internationalen Ranking bleibt unverändert China mit 8,9 Milliarden Tonnen (2010: 8,3 Mrd.), darauf folgen die USA (6 Mrd.) und Indien (1,8 Mrd.). Russland belegt Platz vier (1,6 Mrd.), Japan liegt auf dem fünften Platz (1,3 Mrd.).
Und wie wird Klima in China geschrieben ...
Fürst der Lüfte ... der nichts begreift:
http://www.klimafreak.de/images/Kurven/BeiJing_alles.jpg
Es geht steil bergauf ... oder bergab?
Lieber Denkii,
danke für den Beitrag. Ich empfinde es auch als "niederschmetternd".
Zu Ihrem letzten Punkt:
"Eine Hoffnung bleibt aber vielleicht doch noch: womöglich ist das Öl schneller alle, als erwartet."
Es gibt ja viele Diskussionen zum Thema "peak oil". Und auch immer wieder die Diagnose, dass dieser uns noch lange nicht ins Haus steht:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Experten-befuerchten-neuen-Oelboom-1736245.html
Glaubt man dieser (industrienahen) Auffassung erscheint das ganze noch gruseliger.
VG
Danke für Deinen Kommentar!
Natürlich habe ich das nicht ganz so ernstgemeint. Leider sehe ich kaum Hoffnung, trotz Bemühungen zu mehr Energieeffizienz selbst in den USA. So bleibt eben nur der Zynismus.
Oder nicht? Immerhin kann man den Schritt der USA ja auch so werten: die Ölvorkommen gehen perspektivisch dem Ende zu, deswegen geht es jetzt an die letzten Reserven. Übrigens nicht zu verwechseln mit der sog. "strategischen Reserve". ( http://de.wikipedia.org/wiki/Strategische_%C3%96lreserve)
... in den nächsten 10 Jahren werden wir live die beschleunigte Fahrt gegen die Wand miterleben.
Ich fürchte Hoffnung ist nicht mehr angebracht, die Menschen verseuchen sich ihre Wasservorräte nicht nur durch Fraking - im Zusammenhang mit der Ölförderung kann man hier auch die schöne Ölsandförderung und --Trennung erwähnen - diese Methode dürfte in Nordamerika künftig auch weiter forciert werden - zählt man den Irrsinn auf, könnte man Wochenlang 100 Seiten füllen, --- ich hatte hier schon die Methaper von der Fliege, die gegen den Düsenjet knallt bemüht, das Schlimmste - hierzulande sind die Ökokämpfer großteils in den Jet eingestiegen.... - in den USA werden sie platt gemacht.
Im Juni wurde noch ganz anders geschrieben.
Clean Fracking, Peak Oil und "unterirdische Raumplanung" von Norbert Rost am 02.06.2012
Werner Zittel: Die USA halten nur 3,6 Prozent der weltweiten Gasreserven, aber sie sind weltweit größter Gasförderer. Mit diesem Vergleich knüpfte Zittel an seinen Vorrednern an, denn das Verhältnis zwischen Gasreserven und Fördermenge sagt nicht nur etwas über den technologischen Vorsprung aus, sondern eben auch über die Raubbau-Qualitäten unserer Spezies: Die US-amerikanischen Gasreserven werden einfach mit einer extrem hohen Rate ausgebeutet.
Vortagsfolien sind im Text verlinkt.
In einem Interview sagte Werner Zittel, daß oil peak jetzt sei.
http://www.klimaretter.info/energie/hintergrund/11146
Über das Fracking gibt es eine Studie von Dr. Werner Zittel von 2010
http://www.energywatchgroup.org/fileadmin/global/pdf/2010-05-18_ASPO_Kurzstudie_Unkonv_Erdgas.pdf
Er schreibt, daß in den USA die Erschließung der Shale-Vorkommen erst seit der Lockerung der Umweltgesetze für Öl- und Gasfirmen im Jahr 2005 deutlich zunimmt. Die Gasförderanlagen werden immer näher an Wohngebieten errichtet und gefährden immer stärker das Trinkwasser. In Shale-Gasvorkommen kann auch ein großer Anteil CO2 gelöst sein, der durch die Druckentlastung freigesetzt wird. (Seite 28)
auf youtube gibt es Videos von frac jobs
http://www.youtube.com/watch?v=RMBFXzluFaY&feature=player_embedded
Bilder sind in der Studie verlinkt
http://www.un-naturalgas.org/image_gallery.htm
auf der Karte auf Seite 16 sind die unkonventionellen Gasvorkommen in Europa eingezeichnet.
vielleicht funktionieren jetzt die links
Clean Fracking, Peak Oil und "unterirdische Raumplanung"
http://www.heise.de/tp/artikel/37/37025/1.html
Das Interview mit Werner Zittel
http://www.klimaretter.info/energie/hintergrund/11146
die Studie über "unkonventionelles Erdgas"
http://www.energywatchgroup.org/fileadmin/global/pdf/2010-05-18_ASPO_Kurzstudie_Unkonv_Erdgas.pdf