Das Damoklesschwert über uns

Atomwaffen Immer noch sind tausende Atomsprengköpfe aktiv, zahllose Raketen auf uns gerichtet. Wie können wir zulassen, dass einige wenige über unser Leben entscheiden?

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NORAD, amerikanische Nuklearbasis. Hier Darstellung im Film Wargames (MGM/UA)


Der Kalte Krieg ist seit 1991 Geschichte und seitdem gab es tatsächlich Anstrengungen, der gewaltigen Menge von Atomsprengköpfen auf Seiten der USA und der ehemaligen Sowjetunion Herr zu werden. Doch der Abrüstung zum Trotz sind noch immer tausende von ihnen aktiv und selbst auf Berlin dürften auch heute noch Raketen gerichtet sein. Tag und Nacht. Innerhalb weniger Minuten am Ziel.

Auch nach Ende von Duellen auf dem Rücken der Menschheit wie zwischen John F. Kennedy und Nikita Chruschtschow sind es immer noch einige wenige, die im Zweifel über alles Leben entscheiden können. Persönliche Schwächen wie ein überbordetes Ego, Paranoia oder Hingabe zum Pokern einiger Führungspersönlichkeiten und Militärs haben schon einige Male beinahe zum Ende geführt.

In den Planspielen von USA und UdSSR gab es bis zum Ende des Kalten Krieges angeblich immer wieder Konzepte zum sogenannten Erstschlag, also der Vernichtung des Gegners ohne weitere Vorwarnung. Was das bedeutet hätte, können wir uns kaum vorstellen. Dass Menschen mit solchen Ideen aber unsere Vertreter waren, kann nur ungläubig machen. Wobei in ihren Konzepten scheinbar vernachlässigt wurde, dass die gesamte Welt selbst bei einem ausbleibenden Zweitschlag nahezu unbewohnbar geworden wäre. Der Atomunfall in Tschernobyl hat in Deutschland noch Verseuchungen nach sich gezogen.

Wie können wir zulassen, dass unsere Regierenden auch heute noch mit dieser morallosen Logik arbeiten? Wie können wir akzeptieren, dass seit Jahrzehnten wohl dutzende Raketen auf jede größere Stadt gerichtet sind? Und dass diese Waffen sich weiter verbreiten?

Die Logik des Wahnsinns scheint zur Normalität geworden zu sein. Niemand glaubt mehr, es werde zu solch einem Atomkrieg kommen. Doch die Erinnerung an die Kuba-Krise und viele kleinere Vorfälle der Geschichte lehren uns darüber auf, wie schnell selbst Missverständnisse oder überzogene Entscheidungen zur Eskalation führen können.

Und die Welt wird nicht einfacher werden in den nächsten Jahren. Selbst die Detonation einer einzigen Bombe, auch einer sogenannten schmutzigen Bombe, würde die Welt für immer verändern. Nur die bloße Androhung seitens unserer Regierenden reicht bereits für Einschränkungen bei den Bürgerrechten. Wie würde die Welt nach einem tatsächlichen Vorfall wie diesem aussehen? Wieviele Menschen würden diesmal sterben?

Es liegt an uns zu entscheiden, ob wir wirklich für immer mit dem gesamten Leben auf unserer Welt spielen lassen wollen oder nicht. Ich jedenfalls würde gern eines Tages aufwachen und wissen, dass kein Knopfdruck ausreicht, um die Apokalypse auszulösen.

Wer sich engagieren möchte, findet bei der internationalen Initiative "Global Zero" weitere Informationen. http://www.globalzero.org

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