Willkommener Terrorismus

Syrien Wie die westliche Welt ihre Doppelmoral wiederholt unter Beweis stellt.

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Foto: Daoud Rajha, der syrische Verteidigungsminister war eines der Todesopfer bei einem terroristischen Anschlag (AFP)

Drei hohe syrische Regierungsmitglieder wurden bei einem Bomben-Anschlag getötet. Die "Freie Syrische Armee" bekennt sich und ruft das Ende der Assad-Regierung aus.

Aus der westlichen Welt ist zunächst Zurückhaltung zu vernehmen. Es wird von einem Anschlag gesprochen. Die syrischen Medien werden zitiert und das Wort Terrorist wird übernommen. Mit "Gänsefüßchen".

Terrorist oder Freiheitskämpfer?

Darf unsere Gesellschaft Terroristen begrüßen? Dürfen wir bestimmen, wer für die "Freiheit" kämpft und wer ein Verbrecher ist?

April 2011. Osama Bin Laden wird von einem US-amerikanischen Killerkommando getötet. Es gibt keinen Prozess. Der US-Soldat, in Bin Ladens Haus stehend, wird später sagen er hat aus Notwehr gehandelt. Angela Merkel begrüßt die Tötung Bin Ladens ausdrücklich. Die tatsächliche Schuld Bin Ladens an den Anschlägen in New York 2001 wird nie wirklich festgestellt.

Zurück nach Syrien. Bei den Regierungsbeamten handelt es sich vor allem um ranghohe Verantwortliche der nationalen Sicherheit. Sie sind unter Umständen für die tödlichen Eingriffe in Demonstrationen, zahllose Gefechte und den Einsatz schwerer Waffen in Städten mitverantwortlich.

Bombe oder Prozeß?

Wir sind stolz, in einer demokratischen Grundordnung zu leben. Es gibt Untersuchungen, wenn wir beschuldigt werden und es gibt Prozesse, die die tatsächliche Schuld und das Strafmaß ermitteln.

Aus gutem Grund leben wir in einer Demokratie und einem Rechtsstaat. Sie schützen nicht nur andere, sie schützen auch uns.

In Syrien hat sich aus ökonomischer Frustration und regierter Benachteiligung seitens einer elitären Minderheit ein Protest in einen Bürgerkrieg gewandelt. Sicher, vielleicht tun diese Menschen, was getan werden muss. Vielleicht ist es Zeit für des Ende der Assad Regierung. Aber ist der Terror wirklich die richtige Antwort?

Ich glaube, er ist nicht richtig. Die "Freie Syrische Armee" zeigt mit Terroranschlägen ihr wahres Gesicht. Sollte sie an die Macht kommen, werden wohlmöglich viele weitere Menschen sterben, weil die Anhänger der Bewegung sich im uneingeschränkten Recht sehen und danach richten.

Die heutige Situation in Lybien, ein ähnlicher Konflikt, der mittlerweile niemanden mehr interessieren zu scheint, belegt diese These.


Westliche Doppelmoral

Auch die westliche Welt zeigt in dieser Situation ihr wahres Gesicht. Es wird mit zweierlei Maß gemessen, wenn Terroristische Anschläge in Syrien als "richtig" eingestuft werden, weil es der westlichen Geopolitik so passt, einen Regime-Change in Syrien zu sehen.

Jeder, der diesen Anschlag für richtig hält, sollte sich fragen, warum er unter Umständen andere terroristische Anschläge ablehnt.

Niemand jedoch wird einen Terroristen finden, der sein Motiv nicht als das Richtige betrachtet. Niemand wird einen Terroristen finden der nicht glaubt, er ist einer von den "Guten".

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