1916: Patron sucht Partner

Zeitgeschichte Vor 100 Jahren erlaubte es Kaiser Wilhelm II., die Inschrift „Dem deutschen Volke“ am Reichstag anzubringen. Der Kriegsverlauf zwang ihn zur pseudodemokratischen Geste
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 27/2016

Es war durchaus anmaßend, dass sich Wilhelm II. ausgerechnet am Reichstag derart in Szene setzte, denn der monumentale Wallot-Bau war ja nicht aus der kaiserlichen Schatulle finanziert worden, sondern wurde mit Steuern bezahlt. Dennoch lag in der Widmung „Dem deutschen Volke“ so etwas wie ein neuer Zug des Monarchen. Der Kaiser ging damit auf das Volk zu. Er schien begriffen zu haben, dass Gottesgnadentum jetzt nicht mehr ausreichte, es galt vielmehr, sich mit dem Volk gut zu stellen.

Es war das dritte Kriegsjahr, und es stand nicht zum Besten für die deutschen Waffen. Da mochte sich der Hohenzollern-Kaiser an die Lage seines Urgroßvaters Friedrich Wilhelm III. erinnert haben, der 1813 böse in der Bedouille gesteckt hatte. Der Monarch saß damals in Bresl