1935: Die Kommunistische Internationale lässt die Theorie vom Sozialfaschismus fallen

Zeitgeschichte Kommunisten, Sozialdemokraten, bürgerliche Intellektuelle: Die Kommunisten öffnen sich zur Volksfront. Für Europa läutet das neue Allianzen gegen den Faschismus ein. In Frankreich und Spanien werden linke Regierungen möglich
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 45/2022
Anarchosyndikalisten für den Staat: 16. August 1936, nahe Sevilla
Anarchosyndikalisten für den Staat: 16. August 1936, nahe Sevilla

Foto: United Archives International/Imago Images

Was zwischen dem 25. Juli und dem 20. August 1935 auf dem VII. und letzten Weltkongress der Kommunistischen Internationale (Komintern) in Moskau verabschiedet wird, ist nicht weniger als ein radikaler Paradigmenwechsel. Erzwungen hat den ein weiter erstarkender europäischer Faschismus. Entgegen der bis dahin vorherrschenden Sozialfaschismus-These, nach der Sozialdemokratie und Faschismus zwei Seiten derselben Medaille seien (Josef Stalin dazu 1924: „Das sind keine Antipoden, sondern Zwillingsbrüder!“), schließt die Idee der Volksfront nicht mehr nur die einstmals verhasste Sozialdemokratie ein. Teile der liberalen Bourgeoisie sollen ebenfalls zum antifaschistischen Bollwerk gehören. Die KPD billigt die unerwartete Wende vorbehaltlos. Wilhelm Pieck, spät