1941: Ich habe getötet

Zeitgeschichte Saubere Wehrmacht? Franz Fühmann erlebt den deutschen Überfall auf die Sowjetunion als Augenzeuge mit. In der DDR schreibt er davon in seiner Novelle „Kameraden“
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 22/2021

So ist das vor militärischen Einsätzen. Du bist Soldat. Du wurdest einberufen, eingekleidet und dann hingekarrt – „verlegt“ heißt das –, ins Grenz-, also feindnahe Gebiet, das dir fremd ist, abgeladen in einer Landschaft, vielleicht findest du sie sogar schön. Du pennst in einem Zelt oder einer eilig errichteten Baracke mit anderen, die in der gleichen Lage sind. Hantierst mit der Waffe, übst und verbesserst dein Schießen. Man instruiert dich. Du lebst aufmunitioniert, auch innerlich. Kriegst ein bisschen Kulturprogramm. Du versuchst, dich zurechtzufinden. Natürlich hast du Angst. Aber die zeigst du nicht. Was sollen die Kameraden denken? Ihr würfelt, spielt Karten, erzählt euch Witze. Ihr wartet auf den Einsatz. Auf den