1946: Überlebenskunst

Zeitgeschichte Der Mitteldeutsche Verlag tritt zunächst mit Adressbüchern an, renommiert dann mit Christa Wolf, Erich Loest oder Volker Braun und muss sich zuweilen neu erfinden
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 11/2016

Jubiläen sind Erinnerungsmarken. Sie suggerieren Kontinuität, Verlässlichkeit und im besten Fall eine bruchlose Geschichte. Tatsächlich trifft ein bisschen von all dem auf den Mitteldeutschen Verlag (MDV) in Halle an der Saale auch zu. Kleine Unternehmen, im Osten Deutschlands in den ersten Nachkriegsjahren gegründet, fanden sich nach 1990 in einem riesigen Becken mit Eiswasser wieder. Je politischer sie waren, desto kälter das Wasser. Und Literatur kann nun einmal politisieren. In der 1949 gegründeten DDR kamen anfangs Zensur, später Selbstzensur hinzu, keine Empfehlung für das Überleben eines Verlages.

Die 70-jährige Geschichte des MDV erinnert insofern weniger an einen ruhig dahinfließenden Strom als an eine Springflut mit tiefe