1986: Wer regiert?

Zeitgeschichte In Frankreich kommt es erstmals in der Fünften Republik zu einer „Cohabitation“. Der sozialistische Präsident Mitterrand muss mit dem rechten Premier Chirac auskommen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 09/2016
Jacques Chirac sah sich keineswegs als Juniorpartner Mitterrands
Jacques Chirac sah sich keineswegs als Juniorpartner Mitterrands

Foto: Pierre Guillaud/AFP/Getty Images

Aus den Wahlen zur französischen Nationalversammlung gingen am 16. März 1986 die Sozialisten mit einem Wähleranteil von fast 33 Prozent als Sieger hervor. Aber weil es keinen Koalitionspartner gab, um im Parlament die Mehrheit zu haben, stand der sozialistische Präsident François Mitterrand einer Legislative gegenüber, in der die Konservativen mit einem Vorsprung von drei Mandaten dominierten. So trat erstmals der Fall ein, dass einem Staatschef der Fünften Republik eine Parlamentsmehrheit aus dem gegnerischen Lager gegenüberstand. Das war in der Verfassung von 1958 nicht vorgesehen, die ganz auf Person und Ansprüche von General Charles de Gaulle zugeschnitten blieb. Freilich gab es Artikel 49, der verhindern sollte, dass eine parlamentarische M