1990: Bucklige Verwandte

Zeitgeschichte Zu Beginn des Vereinigungsjahres sind etliche DDR-Betriebe für die westdeutsche Wirtschaft noch Partner, keine Konkursmasse – bis Helmut Kohl grundlegend umsteuert
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 03/2020
Helmut Kohl und Hans Modrow 1989 in Dresden
Helmut Kohl und Hans Modrow 1989 in Dresden

Foto: Photothek/Imago Images

Heute wissen alle, die DDR war zuletzt hoch verschuldet, ihre Wirtschaft marode, die Ausrüstung der Betriebe technisch veraltet, sodass sie weder wettbewerbs- noch kooperationsfähig erschienen. Weiter gilt als ausgemacht, dass nicht das Wirken der Treuhand, sondern der desaströse Zustand einer Ökonomie den mutmaßlich unaufhaltsamen Absturz des DDR-Bruttoinlandsprodukts im Jahr 1990 ausgelöst hat. Trifft das zu? Oder wird auf dieser Version beharrt, weil das hilfreich ist, Fehler bei der Treuhandprivatisierung zu verschleiern?

Wie reagierten seinerzeit eigentlich westdeutsche Unternehmen auf die offene Grenze zwischen beiden deutschen Staaten? Interessierte sie nur das zusätzliche Absatzgebiet? Sahen sie in DDR-Betrieben bestenfalls Übernahmekandidaten