Heute wissen alle, die DDR war zuletzt hoch verschuldet, ihre Wirtschaft marode, die Ausrüstung der Betriebe technisch veraltet, sodass sie weder wettbewerbs- noch kooperationsfähig erschienen. Weiter gilt als ausgemacht, dass nicht das Wirken der Treuhand, sondern der desaströse Zustand einer Ökonomie den mutmaßlich unaufhaltsamen Absturz des DDR-Bruttoinlandsprodukts im Jahr 1990 ausgelöst hat. Trifft das zu? Oder wird auf dieser Version beharrt, weil das hilfreich ist, Fehler bei der Treuhandprivatisierung zu verschleiern?
Wie reagierten seinerzeit eigentlich westdeutsche Unternehmen auf die offene Grenze zwischen beiden deutschen Staaten? Interessierte sie nur das zusätzliche Absatzgebiet? Sahen sie in DDR-Betrieben bestenfalls Übernahmekandidaten, die wohlfeil zu haben waren? Eine Antwort erhält man, sieht man sich Statements aus der Zeit des Jahreswechsels 1989/90 von Wirtschaftsinstituten, Firmen und Politikern an, als zur Zukunft der zwischenstaatlichen Beziehungen bereits Statements der Regierungen in Bonn und Ostberlin vorlagen. In der DDR hatte der am 13. November 1989 von der Volkskammer gewählte Ministerpräsident Hans Modrow in seiner Regierungserklärung einschneidende Reformen angekündigt. Von mehr Markt und weniger Plan war die Rede. DDR und BRD sollten zu einer „Vertragsgemeinschaft“ mit dem Ziel „qualifizierter Nachbarschaft“ und „kooperativer Koexistenz“ finden. Die Annäherung sollte zunächst nicht in Vereinigung münden.
Bundeskanzler Kohl antwortete am 29. November mit einem „Zehn-Punkte-Programm zur schrittweisen Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas“. Dabei gab es in ökonomischer Hinsicht aus Bonn den Kooperationsvorbehalt: Nur, wenn sich die DDR von der Planwirtschaft verabschiede und marktwirtschaftliche Bedingungen schaffe. „Die Wiedergewinnung der staatlichen Einheit Deutschlands“ sei eine „Zukunftsaufgabe“, so Kohl. Das ließ Raum für Interpretationen und wurde als Anstoß empfunden, die Kontakte zwischen west- und ostdeutschen Firmen zu pflegen. Es sei „eine Linie für die weitere Arbeit vorhanden“, hieß es auf einer vom DDR-Ministerrat organisierten Konferenz mit 290 Generaldirektoren aus DDR-Unternehmen.
Die fühlten sich den neuen Herausforderungen durchaus gewachsen, auch kleinere Kombinate wie Härtol, wo man u. a. Korrosionsschutzmittel herstellte und für viele Erzeugnisse DDR-Monopolist war. Geworben wurde mit dem Hinweis: „Für unsere Innovationsfähigkeit spricht eine Ergiebigkeit von durchschnittlich 25 Patenten pro 100 Hoch- und Fachschulkader. Mit mehreren (westlichen) Ländern gibt es außer Exportgeschäften eine ersprießliche gleichberechtigte Zusammenarbeit auf wissenschaftlich-technischem Gebiet.“ Dass es sich bei Härtol keineswegs um eine Ausnahme in der industriellen Nische handelte, davon konnte sich der baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth überzeugen, als er Mitte Dezember 1989 das Leiterplattenwerk des Kombinats Robotron besuchte. Er hatte sich für diesen Betrieb entschieden, weil die Firma Systronic – gelegen in Späths Bundesland – schon länger Leiterplatten für die Herstellung von Rechen- und Schreibtechnik aus jenem DDR-Kombinatsbetrieb bezog, wobei „von der Projektierung über die Montage bis zur Funktionsprobe gemeinsam gearbeitet, fachliche wie menschliche Beziehungen sowie Teamgeist entwickelt“ (Späth) wurden. Für den CDU-Politiker galt das als Testfall, der zeige, „was mit deutsch-deutscher Zusammenarbeit in der Wirtschaft möglich werden kann“.
Späth beließ es nicht beim Besuch von Robotron und traf sich in Dresden mit Oberbürgermeister Wolfgang Berghofer zu einer schwäbisch-sächsischen Expertenrunde, um praktische Möglichkeiten der Kooperation zu erkunden. Der damalige Bundeswirtschaftsminister Helmut Haussmann (FDP) sah in den Verlautbarungen Kohls und Modrows zu mehr Nähe zwischen beiden deutschen Staaten ebenfalls Chancen für Firmen in Ost und West. Die angedachte Neustrukturierung der DDR-Ökonomie werde auch für die Wirtschaft der Bundesrepublik Effekte haben, die ein zusätzliches Wachstum von einem halben Prozent bewirken könnten, so Haussmann. Er forderte in einem Interview, das er der Westdeutschen Allgemeinen gab, es müsse „schnell zu ersten wirtschaftlichen Übereinkünften zwischen der Bundesrepublik und der DDR kommen“. Notwendig seien dafür im Osten Gewerbefreiheit und ein Förderabkommen, das „nicht die Übernahme der DDR durch bundesdeutsches Kapital, sondern die Freisetzung von in der DDR vorhandenen Reserven an Selbstständigkeit“ bewirke. Dabei solle man selbst über die Neustrukturierung bestimmen, so der Minister.
Derart ermutigt, forcierten noch im Januar 1990 Industrieunternehmen in Ost und West ein Zusammenwirken, darunter die Fahrzeughersteller IFA und Volkswagen. Das US-Wirtschaftsmagazin International Business Week sprach von realen Chancen für eine beschleunigte Wirtschaftsentwicklung in Deutschland. Die Produktivität der DDR-Wirtschaft liege zwar 30 bis 40 Prozent unter der Westeuropas, doch gäbe es in der DDR „die besten Arbeiter, die beste Technologie und die höchste Produktivität des Ostblocks“.
Es habe wirklich viele konkrete und konstruktive Vorschläge gegeben, erinnert sich Christa Luft, Wirtschaftsministerin im Kabinett Modrow. Nur wollte die Bundesregierung davon schon bald nichts mehr wissen, stattdessen die in Teilen der DDR-Bevölkerung umschlagende Stimmung ausnutzen, die auf rasche Wiedervereinigung drängte. Die Folge war ein immer rüderer Umgang mit den „DDR-Wirtschaftskapitänen“, deren Betriebe bald schon in die Verfügungsgewalt der Privatisierungsbehörde Treuhandanstalt gerieten.
Zu nennen ist hier vor allem ein westdeutscher Politiker – Helmut Kohl. Der Kanzler, von Ministerpräsident Modrow am 19. Dezember 1989 zu einem Arbeitsbesuch nach Dresden eingeladen, wurde dort von Tausenden bejubelt. Kohl zog daraus den Schluss, dass die Zeit für eine baldige Eingliederung der DDR in die Bundesrepublik gekommen sei, wovon er im drei Wochen zuvor verkündeten „Deutschlandprogramm“ noch recht vage und mit dem Blick auf einen mehrere Etappen umfassenden Weg gesprochen hatte. Aber nun bot sich die Chance, „Kanzler der Einheit“ zu werden und bei den für Herbst 1990 vorgesehenen Bundestagswahlen über parteiinterne Gegner wie Lothar Späth zu triumphieren, die ihn noch im September 1989 auf dem Bremer CDU-Parteitag beinahe gestürzt hatten.
Kohl gelang es, für einen Vereinigungskurs, der kurzsichtig, situationsbestimmt und der Dimension der Aufgabe nicht angemessen war, fast die gesamte politische Klasse der Bundesrepublik zu gewinnen. Dem unterwarfen sich letztlich auch Wirtschaftskreise und Politiker, die noch zum Jahreswechsel 1989/90 für eine längerfristige, Potenziale der ostdeutschen Wirtschaft einbeziehende Vereinigungspolitik plädiert hatten. Konsequenz dieses Kurswechsels war eine Transformationskrise, die Ostdeutschland härter traf als Osteuropa insgesamt. Dieter Segert, der als Professor am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien mit dem Forschungsschwerpunkt Transformationsanalyse Osteuropas lehrte, vermerkt dazu: „Das Pro-Kopf-Bruttosozialprodukt brach in Ostmitteleuropa um 25 bis 30 Prozent ein, in Ostdeutschland dagegen um ca. 50 Prozent.“ Wofür es vor allem einen Grund gab: Weder in Polen noch in Ungarn oder der Tschechoslowakei wurde der Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft derart hastig vollzogen wie in der DDR. Zwar gab es auch in diesen Ländern Vorstellungen vom raschen und radikalen Wandel wie mit dem Plan des polnischen Vizepremiers und Finanzministers Leszek Balcerowicz. Doch wurde dessen Programm von Regierungschef Mazowiecki entschärft, der verheerende Folgen für die Gesellschaft Polens voraussah und fürchtete, abgewählt zu werden.
Kommentare 41
"2015 Deutschlandfunk im Interview! 25 Jahre Treuhandanstalt„Eine einzige Schweinerei“
Vor 25 Jahren wurde die Treuhandanstalt gegründet, um die volkseigenen Betriebe der DDR zu privatisieren – das war gedanklich richtig, der Ansatz war jedoch falsch, meint der ehemalige Vizepräsident der Staatsbank der DDR, Edgar Most. Der Prozess der Privatisierung sei völlig schiefgelaufen, sagte er im DLF. Deswegen gebe es im Osten heute „Notstandsgebiete“.
Edgar Most im Gespräch mit Mario Dobovisek"
25 Jahre Treuhandanstalt - "Eine einzige Schweinerei" (Archiv)
oder … Die Pleite vieler DDR-Betriebe wäre vermeidbar gewesen …
Ich habe selber die Zeit, die Manipulation und die falschen Versprechungen miterlebt. Ein bisschen noch an das gute im Menschen geglaubt aber man hätte es wissen müssen! Zu schnell wird man als “Jammerossi“ abgekanzelt – das ist aber auch gewollt, wer so tituliert wird, der hält irgendwann auch das Maul! Die DDR war am Ende nicht pleite – da kann man auch andere Meinung sein, besonders sogenannte Historiker. ( Wes Brot ich ess, des Lied ich sing – der Brotgelehrten Ärgernis )
Es gäbe noch vieles zu sagen, was historisch aber erwiesen ist, der „Kanzler der Einheit“ hat maßgeblich zur Spaltung Deutschlands ( heute ) mit beigetragen, ob man das hören will oder nicht!
Der Ossi hat schnell begriffen, aus Menschlichkeit macht keiner was im Kapitalismus! Blühende Landschaften – Kohls Lüge – relativierte er mit … “habe das Selbstwertgefühl der Ostdeutschen nicht schädigen wollen“ … das er ( Kohl ) die Bundestagswahl im Dezember 1990 deutlich mit 43,8 Prozent der Stimmen gewann zeigt, es geht nur um Interessen, ( und wenn es die Eigenen sind ) sonst nichts!
Zum Thema ein Literaturhinweis: Vladimiro Giacchè, Anschluss. Die deutsche Vereinigung und die Zukunft Europas, Hamburg 2014 (das ital. Original ist 2013 erschienen).
tja, die "hast der transformation"
wird wohl auf einen magischen magnetismus zurückzuführen sein....
wer sich 80 min. zeit nimmt, von populistischen mythen abstand zu nehmen:
ZDF-doku: "das erbe der treuhand" 2teile.
"Der Ossi hat schnell begriffen, aus Menschlichkeit macht keiner was im Kapitalismus!"
Harte Worte !!!
Dabei steht doch bei Marx im Kapitalismus steht der Mensch im Mittelpunkt.
Warum hat der Ossi sich nicht gewehrt ?? Oder seine Regierung, die Linken ?
“Warum hat der Ossi sich nicht gewehrt ?? “ Berechtigte Frage die ein ganzen Komplex beinhaltet – meiner Meinung. Kommt die D – Mark nicht zu uns – so kommen wir zur D Mark! So haben viele gedacht und wer schaut nicht zu den Nachbarn, mit den schönen bunten Katalogen – leider neidvoll und verblendet. Reisefreiheit – auch gut. Die Welt kennenlernen … aber damals wie heute – ohne “Dublonen“ wird’s nicht`s. Viele, auch ich wollten ein reformierten Sozialismus, aber wenn man am Abgrund steht, Arbeit, Miete, Anfeindungen, dann hält man sich zurück, hält das Mäulchen! Bildungsabschlüsse nichts wert, neuer Chef aus den alten Ländern, ( meistens nicht die hellsten Kerzen auf der Torte ) aber rhetorisch gut und die tolle Krawatte usw. das macht erst mal Eindruck! … aber kennen Sie den Spruch:
“Früher, da ich unerfahrenUnd bescheidner war als heute,Hatten meine höchste AchtungAndre Leute.
Später traf ich auf der Weide Außer mir noch andre Kälber. Und nun schätz' ich sozusagen, Erst mich selber.“
Wilhelm Busch
und der Altmeister der Politik … "In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt." E. Bahr … das selbe trifft auf die Innenpolitik zu.
Empfehlung: Buch... Daniela Dahn
“Der Schnee von gestern ist die Sintflut von heute“ und ... Rede ...
stefan heym: rede zur bundestagseröffnung
der gelernte ossi war überzeugt: unser sozialismus dient
(bei allen schwach-heiten) der menschlichkeit.
und das k-system hatte doch der karl marx für alle schon im voraus begriffen.
und lenin hatte schluß mit der ausbeutung gemacht
und stalin die fiesesten feinde( die f. )zerschmettert.
so gedeiht verordnete und staats-sicherheits-kontrollierte naivität.
Guten Abend Herr D – Zone … Sie haben für alles eine Erklärung? Waren Sie damals dabei und warum beschreiten Sie zu oft ( nicht immer ) - den Holzweg, der in die Sackgasse führt. So einfach ist es eben nicht. Aber Sie erklären auch noch wenn genau “Beteigeuze“ zeitlich explodiert, +/- Monate, daran ist auch noch die Stasi ( MfS ) schuld - Sie frostiger Krieger u. Auskenner!
Die Frau Luft wurde damals als DDR Wirtschaftskoryphäe hoch gehandelt. Während Schäuble den Krause im stillen Kämmerlein beim Verhandeln des Einigungsvertrages über den Tisch zog, konnte ich die Dame auf der Heimfahrt von der Arbeit im Westradio wochenlang blumige Reden in der Volkskammer schwingen hören. Die reinste "Luft-Nummer"!
Die DDR "Ökonomen" haben nie begriffen: Die westdeutsche Industrie verfügte über genügend Kapazitäten um die DDR mit allen erdenklichen Waren mit zu versorgen ohne auch nur ein einziges Werk in Ostdeutschland errichten oder dort übernehmen zu müssen. Dass einige wenige doch übernommen wurden, lag nur daran, dass man dadurch gut an die wenigen Fachkräfte heran kam, die damals schon Westniveau erreichten. So hat z.B. mein damaliger West-Arbeitgeber Teile von Robotron gekauft. Die Robotroner waren übrigens deshalb recht gut, weil DDR Industriespione unter Leitung von Markus Wolf jahrzehntelang die westdeutsche Computerindustrie ausspioniert hatten.
Den restlichen Todesstoß ergab dann der Währungsumtausch 1 zu 2 (bzw. 1 zu 5?) , der Lohnarbeit in der DDR von einem Tag auf den anderen unbezahlbar machte. Die meisten DDR-Bürger glaubten offenbar, das westdeutsche Geld regne wie Manna vom Himmel auf sie herab.
ich vergaß zu erwähnen: neben der sozial-faschistischen SPD
warens die trotzkisten, in spanien die anarchisten,
1941 die verräterischen hitleristen, die vom partner in der welt-aufteilung
zur militärischen bedrohung wurden, später der titoismus...
das alles wurde gelehrt und für kollektiv-verbindlich erklärt
und getauscht gegen eigene, bessere einsicht.
wenn einen da nicht fröstelt....
will damit nur sagen: die aussichten auf lösung der gesellschaftlichen
zwangs-mühlen waren im osten keineswegs besser als im westen.
Kohls Staatsstreich war ein nationalistischer Akt in einer vom Nationalismus bereits emanzipierten Gesellschaft (im Westen), der vorrangig dem Machterhalt unserer Hohlbirne diente.
Im Westen wurde zu diesen Vorgängen geschwiegen, weil man Rücksicht auf die wiedervereinigten Familien nahm, die sich tagtäglich in Fernsehberichten tränenüberströmt umarmten. Wer dennoch (vorsichtig) mahnte, wurde abgestraft - namentlich die SPD unter Lafontaine.
Im Osten war man offenbar kompromisslos bereit die Lügen des Dicken zu ignorieren, um ihm ins Wirtschaftswunderland zu folgen. Im Westen wusste jeder, dass die Vostellungen, die damals in Ostdeutschland vorherrschten, enttäuscht werden würden.
Die Wiedervereinigung einer "Nation" war schon damals völlig aus der Zeit gefallen. Versuche, das Rad der Geschichte zurückzudrehen, sind zum Scheitern verurteilt. Insbesondere wenn zwei Staaten vereinigt werden, die zuvor durch den tiefsten ideologischen Graben getrennt waren, den es je gab. Im Osten hofft man noch heute vergeblich auf die Vereinigungswirkung durch Nationalismus.
Dass die Wirtschaft im Osten sich derart schleppend entwickeln würde, hatten allerdings selbst diejenigen nicht geahnt, die Kohls Wahllügen ("blühende Landschaften, keine Steuererhöhung") nie glaubten. Es braucht mehr als freie Märkte und staatliche Investitionen, im Osten mangelt es bis heute an unternehmerischem Geist.
Allen musste klar gewesen sein, dass der Strukturwandel nicht durch Einzelmaßnahmen würde abgefedert werden können - dazu war Ostdeuscthaldn zu groß. Allen war aber ebenfalls klar, dass ostdeutschland nur etwa ein Fünftel der wiederverinigten Bundesrepublik ausmachen würde. Der Ostdeutsche mit seiner speziellen Prägung und Geschichte ist daher nur eine große Minderheit in einem ihm fremden Land.
Kurzum: die Wiederverinigung war falsch und hat allen nur Schaden gebracht. Ich selbst wähnte mich damals als Teil einer größeren Oppositionsbewegung, dem war jedoch nicht so: alle haben diese irrwitzige Wiedervereinigung gewollt, insbesondere auch die Ostdeutschen, jetzt (er)tragt auch die Konsequenzen!
"Die westdeutsche Industrie verfügte über genügend Kapazitäten…" "ohne auch nur ein einziges Werk in Ostdeutschland … übernehmen zu müssen. Dass einige wenige doch übernommen wurden, lag nur daran, dass man dadurch gut an die wenigen Fachkräfte heran kam, die damals schon Westniveau erreichten."
Sehr geehrter Herr, ich bin "marxistisch" orientierter Wessi. Sie hatten in der ddr genug Zeit, Marx zu studieren, da merkt man nichts von.
Einerseits gab es genug West-Kapazitäten, andrerseits suchte der Westen die ddr-Fachkräfte, laut Ihrer Aussage. Fachkräfte sind die Hauptkapazitäten, auf marxistisch: die Haupt Produktivkraft.
Man kann nicht die Haupt Produktivkraft von den Produkten trennen. Wenn die so top Fachkräfte waren, dann haben die auch top Produkte gemacht.
DDR: Planeta Druckmaschinen gehörten zu den besten der Welt. Die Werkzeugmaschinen gehörten zu den besten der Welt.
Ich bin internationaler Maschinen Händler. Ich telefoniere vor circa einem Jahr mit einem angestellten Ossi über eine Maschine. Er: ha, ha, ha, früher haben wir die USA als Klassenfeind angesehen. Ich: das war auch richtig. Hättet ihr die Mauer bei behalten und in der ddr einen Markt eingeführt wie in China, hättet ihr womöglich ein ähnliches Wirtschaftswachstum generiert.
die werkzeugmaschinen made in ddr wurden gerne gekauft und
nachdem man ihre steuerung durch weltmarkt-taugliche ersetzt hatte,
auch genutzt.
oda?
Ich denke, auch Karl Marx war nicht immer so ganz richtig ... denn ... Marx damals … “Die Religion ist das Opium des Volkes.“ Und heute, …die Menschen sind heute besser in der Lage zu erkennen, die Ursachen ihrer Not müssen sie selber bekämpfen … Gott war zu oft in den menschlichen Entwicklung auf Urlaub. Das soll ja nicht bedeuten, da oben gibt es nichts usw. Der Liebe Gott oder die Natur, hat ja nicht den Menschen umsonst ein ZNS gegeben um es zu benutzen! Und wer denkt, mit Sprüchen wie : “ Gott mit uns “ oder “In God we trust“ oder noch schlimmer, ist man auf der richtigen Seite, der irrt. “Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.“ Albert Schweitzer
Sehr richtig. Und nachdem wir die DDR Fachkräfte umgeschult hatten, waren die auch richtig gut zu gebrauchen.
>>...die werkzeugmaschinen made in ddr wurden gerne gekauft...<<
Elektrogeräte auch. Zum Beispiel via Versandhaus Quelle. Da stand schon ziemlich viel DDR in westdeutschen Haushalten herum.
einmal ein heller schweitzer-satz!
dem eintritt in kirchen ähnlich ist der: in politische organisationen.
man sollte sich gegen verein-nahmungen tätlich ab-sichern...
Korrekt. Die werden noch heute gekauft, Marke VEB. Als Gebrauchte.
Beispiel Fritz Heckert (Kommunist) hat überlebt in der Marke Starrag Heckert, ein Weltmarktführer.
die DDR im china-modus?
mit un-übersehbaren (anspruchs-armen)arbeits-kraft-reserven?
DDR als sonder-wirtschafts-zone ohne mauer ?
können Sie mir das (west-marxistisch) erklären?
Man müsste mal eine Liste machen mit den Unzulänglichkeiten der Marxschen Analyse. Lenin und die frühe KPD haben Marx politisch operabel gemacht, danach verkamen seine Ansichten zur Legitimationstheorie, keine Diskussion, eine Linie, Wissenschaft ohne Diskussion: das können nur Stalinisten verstehen oder besser glauben. Angeblich dauere es Jahre bis Marx wieder politisch handhabbar ist. Gott gibt es nicht, bestenfalls Arbeit.
da war bei den konsumenten
aber nicht die markt-führer-qualität entscheidend, sondern der preis.
der wurde in der DDR ja nicht an herstellungs-kosten orientiert.
Ich habe in einem brasilianischen Hafen Anfang der 90er Kräne mit dem Typenschild VEB Rostock oder so gesehen. Im Druckmaschinenbereich der 90er Jahre war an erster Stelle global gesehen Heidelberger Druckmaschine, an zweiter Stelle Planeta aus DDR, an dritter die Japaner, das wars. Noch heute werden auf dem globalen gebrauchte Werkzeugmaschinen Markt Werkzeugmaschinen aus der DDR angeboten und verkauft, es wird weniger. In den 90ern sind die aus DDR und Udssr weggegangen wie warme Semmeln. Eine Steuerung nachträglich einzubauen und so die Maschinen zu modernisieren, ist üblich auch bei Westmaschinen.
Nur Mit Mauer. Wir waren damals nicht für die Einheit. Die Chinesen sind nicht mehr anspruchsarm. Wirtschaftlicher Erfolg hängt nicht von niedrigen Löhnen ab, sonder primär von der Arbeitsproduktivität und Qualität der Produkte.
Hab nie klagen gehört dass die Geräte schlechter seien als Solche von Bosch-Siemens oder japanische Fernseher.
Übrigens fuhr die Deutsche Bahn noch bis in dieses Jahrtausend mit DDR-Lokomotiven herum, die auch schon bei der Reichsbahn ein paar Mio. Kilometer hinter sich gebracht hatten.
Korrekt. Die haben sich im Osten alles einfach wegnehmen lassen. Die Ossis haben es erarbeitet und ihre angeblich antikapitalistische Regierung hat alles verschenkt. Die SED-Regierung hat große Fresse gehabt, aber nix dahinter, danach wollten sie dann als Linke im kapitalistischen Staat ankommen. Übel.
und die trans-sib immer noch mit DDR-waggon-bauten.
Der Kapitalismus ist, wie Sie wissen, ein internationales System. Vergleichen Sie die technischen Leistungen der DDR mit 3.Welt-Produkten, ja mit chinesischen Werkzeugmaschinen, die unter Kosten subventioniert überall angeboten werden, zB in Südamerika. Dann sehen Sie, dass es nur wenige globale Hochtechnologie Zentren gibt. Die Europäer sind unter den Stärksten, Deutschland seit 100 Jahren.
Die deutschen (inklusive Ossis) und westeuropäischen Ingenieure und Techniker gehören zu den Besten der Welt. Die Russen konnten den Ossis nach dem Krieg fast alle Produktionskapazitäten wegnehmen, aber nicht deren Wissen. Deswegen wird China auch nicht so schnell gegen die Westeuropäer ankommen, in 20 oder 30 Jahren kann man nicht eine 130 Jahre lange Geschichte von Patent Entwicklung nachholen.
"Markus Wolf jahrzehntelang die westdeutsche Computerindustrie ausspioniert hatten." (?)
...die Multispektralkamera MKF-6M, die wurde von Wissenschaftlern und Forschern des Volkseigenen Betriebes (VEB) Carl Zeiss Jena entwickelt, eine Weltspitzenleistung und an der waren doch auch CIA, BND usw. interessiert?! Immer sind die Anderen die “Bösen“ und manchmal habe ich den Eindruck – da ist auch Neid auf Markus Wolf dabei! ( Heute noch !)
Die Multispektralkamera war bestimmt Weltspitze, aber wegen ihres begrenzten Verwendungszwecks nicht entscheidend für das Schicksal der DDR Wirtschaft. Bedenklich aber ist, dass mir auch 30 Jahre nach der Wende bei der Frage nach Spitzentechnologie in Ostdeutschland spontan nichts anderes einfällt als Carl Zeiss Jena. Merke: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.
Markus Wolf und seiner Truppe zolle ich Respekt (nicht Neid), insbesondere weil wir einen seiner Top-Spione direkt in der Firma hatten, was aber erst nach der Wende aufgefallen ist.
bei dieser produktion von ingeniören und dieser markt-größe,
dieser produktivkraft-entwicklung auf feldern,
die es vor 50 jahren nicht einmal gab, seh ich china vorne.
es bleiben aber die probleme gesellschaftlicher art,
die so nicht behoben werden können.
Letztes Jahr traf ich einen britischen Banker in Düsseldorf im Pub, der seit 25 Jahren in Hongkong lebt. Er verwaltet die Kohle der Chinesen, er meinte, die kaufen uns alle auf. Ich mit den europäischen Ingenieuren dagegen gehalten. Marx unterscheidet zwischen stofflicher Seite und wertmäßiger Seite der Produktion. Es gibt auf der stofflichen Seite eine Hierarchie der Technologien. Beispiel Werkzeugmaschinen: das ist die Mutter aller Maschinen, mit der produziert man alle anderen Maschinen. Die Anzahl der Anmeldung an Patenten ist hier wichtig für die Arbeitsproduktivität. China holt auf, aber Europa hat 100 Jahre Vorsprung, die Chinesen kaufen deutsche Firmen auf, die wirtschaftliche Probleme haben, primär um an die Patente zu kommen.
Die Probleme sozialer Art leiten sich wesentlich von der wertmäßigen Seite ab. Das heißt zusammen gefaßt, dass die Wirtschaftskrise alle betrifft, unabhängig von der stofflichen Seite(Preise, die auch Werte ausdrücken, können nicht verwirklicht werden), mit Ausnahme vielleicht von stofflichen Monopolen.
Zur Zeit geht die globale Nachfrage nach gebrauchten Maschinen substantiell zurück. Nur noch die top attraktiven Maschinen mit Kampfpreisen finden vielleicht Kunden.
"dieser produktivkraft-entwicklung auf feldern, die es vor 50 jahren nicht einmal gab, seh ich china vorne. es bleiben aber die probleme gesellschaftlicher art, "
Was meinen Sie damit ?
"Die Multispektralkamera war bestimmt Weltspitze, aber wegen ihres begrenzten Verwendungszwecks nicht entscheidend..."
Technologie und Wirtschaftssystem sind zwei verschiedene Dinge, das Letztere kann das Erstere fördern oder behindern, in der "Planwirtschaft" überwog das Behindern. Eine Bürokratie an der Spitze einer Wirtschaft kann nicht die ganzen Erfinder, die F+E-Abteilungen, in den mittelständischen Betrieben ersetzen. Es fehlte also eine diversifizierte Wirtschaft, es überwogen Pharaonen Projekte, bei denen man dann große Teile eines Produkts im kapitalistischen Ausland kaufen oder klauen musste. Es waren eben primär 3.-Welt-Länder, wie das damalige Russland, die ohne Erfahrung und Wissen, eine hochtechnologische Wirtschaft aufbauen wollten, aber in der Breite nicht konnten, weil sie es nicht konnten. Daher Aufbau einer alternativen Gesellschaft nur ausgehend von den kapitalistischen Zentren, wenn überhaupt, möglich.
mangelhafte
- regelung sozialer konflikte,
- rechts-sicherheit.
- und der mangelhafte aufbau von institutionen, die dazu dienen:
- freie presse, gewerkschaften, konkurrierende parteien,
unabhängige gerichte, kontrollierte staats-organe, freie wahlen usw...
Verstehe. Ok.
Soweit ich weiss, konnten Staats-Organe zB in der DDR nicht verklagt werden, das war ne Art Absolutismus. So Fürsten ähnlich.
haben Sie auch einblicke in die medizin-apparate-technik?
Einblicke i.S. von Ahnung nicht. Mir werden aber manchmal Apparate oder Maschinen aus dem Bereich angeboten oder es gibt Anfragen.
Ich muss jetzt los. Wenn Sie einen Vorschlag oder so haben, sprechen Sie mich einfach beim nächsten Post irgendwo egal bei welchem Thema drauf an. Ich weiss nicht, wie lange der Freitag unter diesem Thema noch posten lässt. Ok ?`
Rechtswidrige Verwaltungsakte, konnte man auch in der DDR überprüfen lassen … sie meinen sicherlich, die fehlende Verwaltungsgerichtsbarkeit!?
Sie kennen Herrn Rainer Rupp vom damaligen Auslandsnachrichtendienst - Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) der DDR – der saß ja bei der Nato in Brüssel …
Muss ich mir nun Sorgen machen? -; )))!
Nein, weder NATO noch Brüssel!
Das Foto zeigt meiner Meinung nach den typischen Gestus von Kohl.
@Schumpeter17
"Man kann nicht die Haupt Produktivkraft von den Produkten trennen." Wie bitte? Das konnte man schon immer. Noch nie was von entfremdeter Arbeit gehört? Tschuldigung, ist auch nur der olle Marx. Und wie macht man das? Massenentlassungen (Schocktherapie), Umschulungen, Umschulungen, downgrading, in unterste Lohnniveaus und HarzIV stecken, dort für immer stecken lassen und die Hunderschaft wertvoller Hochqulifizierter als Bonus mitnehmen. Ist doch nicht so schwer und wurde schon in GB, Frankreich und sonstwo (mal ganz von der USA zu schweigen) seit den Achtzigern durchexerziert.
Aber, um mal von etwas ganz anderem zu sprechen, das dennoch mit unserem Thema zu tun hat: Die DDR war großflächig industriell verrottet. Ich selbst habe in solchen Betrieben gearbeitet. "Privat geht vor Katastrophe" war ein oft gehörter Slogan unter den Arbeitern, die diesen Katastrophen ausgeliefert waren. Die verrotteten Städte waren ein anderes Teil des Problems, ellerdings für jeden sichtbar. Ausserdem war die DDR ein einziges ökologisches Desaster. Es gab Ausnahmen, ebenso in der Industrie, doch die konnte man an einer Hand abzählen. Dazu gehörten die der Nomenklatura vorbehaltenen Jagdforste. Als dieses moralisch, politisch, ökonomisch und ökologisch verrotete System schließlich zusammen brach, und die erste freie Volkskammerwahl stattfand, wählten die Leute, die all das sehr wohl wußten, die Partei, die die ökonomisch Potenz symbolisierte, um dem Desater etwas entgegen zu setzten. Sie haben ihr jahrzehntelang die Stange gehalten, mehr aus Gewohnheit, denn als bewußte Entscheidung. Denken in Alternativen war weithin unbekannt, Alternative ein Fremdwort. Selbst ihre krassesten Gegner dachten strukturell wie die Herrschenden, in zu Extremen erstarrten Gegensätzen. Das war und ist der Nährboden, auf dem Pegida und die falsche Alternative für Deutschland gedeihen konnten, die systemischen "Fehler" des Kapitalismus mit eingerechnet.