1990: Ultimativer Schock

Zeitgeschichte Die Zahl der Erwerbslosen in der DDR übersteigt erstmals die 100.000. Die Währungsunion hat mehr kahle als blühende Landschaften geschaffen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 26/2020

Eine Nachricht erschreckt am 5. Juni 1990 die DDR: Die Zahl der Erwerbslosen hat die Grenze von 100.000 überschritten, dazu gibt es Tausende von Kurzarbeitern. Die meisten Ostdeutschen trifft das völlig unerwartet und löst bei vielen einen Schock aus. Am 18. März, bei der Volkskammerwahl, schien eine Mehrheit noch voller Zuversicht, was die sozialen Konsequenzen einer Vereinigung mit der Bundesrepublik Deutschland anging. Die Befürworter eines raschen Anschlusses in der „Allianz für Deutschland“ erhielten mit 48 Prozent der Stimmen einen beachtlichen Vertrauensvorschuss. Ost-SPD und PDS, die mehr nach einer sozial verträglichen Vereinigung fragten, wurde eine Abfuhr erteilt. Den Ausschlag für den Triumph der Ost-CDU und der DSU hatte Kanz