1992: Aufputschmittel

Zeitgeschichte Präsident Jelzin und Kanzler Kohl sind bemüht, Russland zu verwestlichen. Ihr Plan scheitert und sorgt für jene ökonomischen Zustände, die dem Land noch heute zusetzen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 08/2017
Was fesselt da Boris Jelzins Aufmerksamkeit stärker als Helmut Kohl?
Was fesselt da Boris Jelzins Aufmerksamkeit stärker als Helmut Kohl?

Foto: Itar-Tass/Imago

Boris Jelzin, nach dem Abgang der Sowjetunion Ende 1991 russischer Staatschef, überraschte den Westen im Februar 1992 mit der Verlautbarung, eines seiner maßgeblichen außenpolitischen Ziele sei die Aufnahme seines Landes in die „zivilisierte Staatengemeinschaft“, was sich jenseits von ethisch-moralischen Standards ausdrücklich auf die Ökonomie bezog. Damit distanzierte sich der Ex-Kommunist Jelzin grundsätzlich von der Politik seines sowjetischen Vorgängers Michail Gorbatschow. Der hatte mit der Perestroika das sozialistische System reformieren, nicht abschaffen wollen.

Jelzin konnte sich mit seinem Ansinnen auf Zuspruch des Volkes stützen. Das hatte sich von Gorbatschows Reformen, die 1985 unter der Losung Uskorenije (Beschleunigung) eing