„Die Paranoia ist eine Extremform der Gewissheit“

Im Gespräch Der Literaturwissenschaftler Manfred Schneider über die Rationalität des übertrieben besorgten Menschen
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Von Caesar bis John Lennon, von der Bombe gegen Hitler bis zum 11. September: Der Germanist Manfred Schneider beschreibt in seinem neuen Buch Das Attentat – Kritik der paranoischen Vernunft den Furor von Attentätern und die wahnhafte Reaktion der Gesellschaft darauf. Ein Gespräch über ein mächtige Art der Weltwahrnehmung.

Manfred Schneider: Die Paranoiker sind nicht selten genial in ihrer Fähigkeit, aus winzigen Zeichen und flüchtigen Daten weitgehende Schlüsse zu ziehen. Allgemein verstehen wir unter Vernunft die intellektuelle Leistung, Ereignisse mit den zu ihnen gehörigen Ursachen zu verbinden. Der literarische Typus, der diese Rationalität als Genie verkörpert, ist Sherlock Holmes. Immer sieht er mehr, entdeckt Spuren und Zeichen