„Kennen Sie Ergo?“ – „Kein Stück.“ Diese Antwort hätte die Werbestrategen der Versicherungsgruppe vor kurzem noch zittern lassen. Nun ruht ihre Hoffnung auf der Ahnungslosigkeit der Kunden. Seit bekannt wurde, dass die Ergo-Tochter Hamburg-Mannheimer Mitarbeiter mit Prostituierten belohnte, hofft der Konzern, am Imageschaden vorbeizuschrammen: Die Panne der Tochter möge nicht auf die Mutter abfärben. Diese Hoffnung begründet man damit, dass viele Leute „unsere Marken-Repositionierung im vergangenen Jahr gar nicht mitbekommen“ hätten, wie die SZ eine Sprecherin zitiert.
Als 2010 die Markenstruktur neu geregelt wurde und die Hamburg-Mannheimer und Karstadt-Quelle nun unter dem Ergo-Namen auftraten, gab es eine große Kampagne mit einem Etat im achtstelligen Bereich. In Radio und TV forderte ein Milchbubi kundenfreundliche Verträge: „Könnt Ihr nicht einfach mal aufhören, mich zu verunsichern? Und anfangen, mich zu versichern?“
Ein Konzern baut also darauf, dass seine eigene teure Werbung für die Katz war – bemerkenswert. Doch der eine oder andere hat längst was spitz gekriegt. So hat Fußballtrainer Jürgen Klopp erklärt, seinen Vertrag mit dem Versicherer ruhen zu lassen und vorläufig keine Schulungen für ihn anzubieten. Dass der Konzern zusätzliche Koksgerüchte mit Verweis auf abenteuerliche Trinkspiele abwiegelte, sorgte für ein großes Hallo im Netz. Und auch die Clip-Parodie „Orgie“ wird gern geklickt. So ist das mit der Aufmerksamkeit: Wenn man gerade mal keine will, kommt sie garantiert.
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