ILIJA TROJANOW: Das lässt sich noch längst nicht sagen. So schnell ändert sich die Mentalität eines Volkes nicht. Für Obama stimmte ja nur ein Teil der Bevölkerung, noch nicht einmal die absolute Mehrheit der möglichen Wähler. Und man sollte nicht vergessen, dass er nicht nur ein schwarzer, sondern ebenso ein weißer Politiker ist. Schließlich ist er bei seiner weißen Großmutter aufgewachsen und wurde von seiner weißen Mutter erzogen. Wenn wir nicht so farbenfixiert wären, müssten wir sagen, er ist eher ein weißer als ein schwarzer Politiker.
Ich halte es für höchst unwahrscheinlich, dass er es tun wird. Ein amerikanischer Präsident ist kein Zar, sondern eine politische Figur. Er ist in ein festes Elitensystem eingebunden, starken Wirtschaftsinteressen untergeordnet und einem mächtigen Pentagon ausgesetzt. Wahlversprechen und rhetorische Feuerwerke sollte man nicht für bare Münze nehmen.
Wie kommen Sie denn auf die Idee, dass Feindbilder nicht mehr gepflegt und aufgebaut werden, wenn sich ein Präsident in den USA verabschiedet? Vielleicht zeigt sich in einem Jahr, ob es Obama gelingt, ein neues kulturelles Selbstverständnis in seinem Land zu prägen. Alles andere wäre jetzt Hoffnung, Projektion und Spekulation.
Die Fragen stellte Dirk Friedrich Liesemer
Was ist Ihre Meinung?
Kommentare einblendenDiskutieren Sie mit.