A–Z Rosen

Symbol Die Rose ist ein Zeichen der Liebe und des Todes. Was Ursula von der Leyen der Spitzname „Röschen“ einbringt und welche Schlachten als Rosenkriege gelten: Unser Lexikon

A

Aphrodite Schönheit und Liebe, Rein- und Unberührtheit sind nur einige der Attribute, die der Rose zugeschrieben werden. In der Antike galt sie als Blume der Aphrodite, der griechischen Göttin der Begierde. Der Legende nach erblickte die Rose zusammen mit der schaumgeborenen Göttin das Licht der Welt. Römer begingen mit der Pflanze ihr Rosenfest. Germanische Stämme verwendeten sie als Symbol des Todes, später wurde sie auch in der Mafia-Mythologie als letales Zeichen gedeutet. Obwohl sich die mittelalterliche Rosensymbolik um Jesus („Es ist ein Ros entsprungen“) und die Jungfrau Maria dreht, wurde sie auch hier als Wappen- und Liebeszeichen verwendet. Und in der Minne besangen liebestolle Ritter den rosenroten Mund der verehrten Dame.

So wird die Rose auch zum Motiv der Unschuld, die man bewahren soll. Von der Rosenhecke und den Prinzenmühen, sie zu überwinden, erzählt das Märchen Dornröschen. Heute ist die Rose vor allem Kitsch: Dort, wo sie auftaucht, wird es rührselig. Tobias Prüwer

F

Fairtrade Am häufigsten findet man Rosen mit Fairtrade-Siegel im Supermarkt. Der faire Rosenhandel, der vor allem über Betriebe in Ostafrika läuft, floriert. 2012 konnte ein Zuwachs von mehr als 200 Prozent verzeichnet werden, damit liegt der Marktanteil insgesamt bei 20 Prozent. In Deutschland werden am meisten faire Rosen weltweit verkauft. Die Beschäftigten profitieren durch feste Arbeitsverträge und einen stärkeren Arbeitsschutz, die erwirtschafteten Prämiengelder werden von ihnen vor Ort selbst verwaltet. Dadurch werden Re-Investitionen in das Gesundheits- und Bildungswesen sowie in die Infrastruktur möglich.

In Zeiten des Klimawandels auch nicht unwichtig: Die Rosen weisen eine bessere Energiebilanz auf als in Europa gezüchtete. Zwar bleibt der Transportweg, aber die energieaufwendige Beheizung der Gewächshäuser entfällt. Wenn schon Rosen im Winter – bitte fair! Sophia Hoffmann

G

Goethe „Sah ein Knab ein Röslein stehn, / Röslein auf der Heiden“. So beginnt der Albtraum von Schülergenerationen. Das Goethe-Gedicht über den „Knab“, der das „Röslein“ bricht, muss nicht gleich als poetisch-metaphorisch verklärte Vergewaltigung gelesen werden, wie es manche Interpreten getan haben. Es reicht, dass hier ein Mädchen offenbar gegen seinen Widerstand massiv angegangen wird, kulminierend in dem schmierigen Fazit: „Musste es eben leiden.“ Mit Verlaub, Herr Geheimrat, Sie sind ein Sexist!

Goethe liebte Rosen, Grund genug fast, sie zu hassen. Schon als Kind in Frankfurt, überliefern seine Biografen, verbrachte er seine Zeit gerne mit dem Okulieren der Zierpflanze. Sein Garten in Weimar viele Jahre später soll ein einziges Rosenmeer gewesen sein. Die erste Rose daraus schenkte er jedes Jahr seiner Geliebten oder Busenfreundin oder was auch immer Charlotte von Stein für ihn gewesen ist. Ein richtiger Rosenkavalier, der Goethe. Hätte er nur nicht darüber geschrieben. Mark Stöhr

H

Heilpflanze Die Damaszener-Rose gilt als „Königin der Blumen“ und ist laut Apothekenkalender Heilpflanze 2013. Die Jury begründete ihre Wahl mit der Vielseitigkeit der Pflanze und ihrer „sympathischen Ausstrahlung“. Der botanische Artenname damascena bezieht sich auf ihren Ursprungsort Damaskus, an dem sie schon vor 3.000 Jahren gezüchtet wurde. Von dort kam die Rose mit den Kreuzrittern über Kleinasien nach Europa. Heute wächst sie vor allem im gleichnamigen Rosental in Bulgarien – der Rosenstrauch wird zwischen eineinhalb und drei Meter hoch.

Nur die im Mai und Juni blühenden Sommerdamaszener liefern jedoch das heilsame Rosenöl, das entzündungshemmend, krampflösend und fiebersenkend wirkt. Auch die Aromatherapie erfreut sich der Damaszener-Rose, weil sie Entspannung verspricht. Die Rosenernte findet am frühen Morgen statt, weil sich der Ölgehalt der Blüten mit steigender Temperatur rasch verringert. Vier bis fünf Tonnen Blüten benötigt man für einen Liter Rosenöl.

K

Knef Jeder kennt Für mich soll’s rote Rosen regnen von Hildegard Knef. Allein die Gattung des deutschen Schlagers hat ja dutzende Lieder hervorgebracht, die sich dem dornigen Gewächs widmen, meist in der roten Ausführung. Heino packte noch rote Lippen und Wein obendrauf, Detlef Engel säuselte im Bossa-Nova-Rhythmus. Für Nana Mouskouri mussten sie weiß und aus Athen sein. Dean Martin spielte mit Farben in seinem „Red Roses for a blue Lady“, und Bon Jovi bereitete ein schwülstiges Powerballaden-„Bed Of Roses“. Sexy wurde es, als Kylie Minogue sich von Nick Cave dorthin locken ließ, „Where the wild Roses grow“. SH

M

Meditation Dieses Gemurmel kommt ohne päpstlichen Pomp aus. „Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade“ lautet eine der Zeilen des Rosenkranzgebets, das tief verwurzelt ist im katholischen Volksglauben und in der Marienverehrung. Es besteht aus den Gebeten „Ehre sei dem Vater“, „Vater unser“ und „Ave Maria“. Diese werden in einer genau vorgegebenen Abfolge ständig wiederholt. Als Maßband dient der Rosenkranz, eine an einem Kreuz befestigte Kette mit 59 Perlen. Das Rosenmotiv steht in der christlichen Ikonografie für Maria. Sie, die Jungfrau und Mutter Gottes, ist „gebenedeit unter den Frauen“, eine andere wichtige Formel dieses kirchlichen Mantras, das selbst Nicht-Gläubige in einen meditativen Sog ziehen kann. Im Rosenkranz-Ritual sind die Kirche und die Religion ganz bei sich. Es zeigt, wie intensiv und schön Glaube sein kann. Und wie glaubwürdig. MS

R

Rosenkrieg Die ironisierende Bezeichnung von Beziehungszerwürfnis, Trennungskonflikt und Scheidungsschlacht geht auf eine historische Fehde zurück: In den Rosenkriegen stritten zwischen 1455 bis 1485 die alten Erbfeinde England und Frankreich um die Thronfolge auf der Insel. Der Name entsprang der Tatsache, dass die beiden verfeindeten Häuser Lancaster und York eine weiße beziehungsweise rote Rose im Wappen trugen. Letzteres Haus unterlag schließlich nach einer Reihe erbitterter Schlachten.

Zur Redewendung im Fall eines Beziehungsabbruchs wurde der Rosenkrieg durch den gleichnamigen Film von Danny DeVito von 1989. Der Fall der Familie Rose – Michael Douglas und Kathleen Turner spielten sich tyrannisierende Eheleute – und das gemeinsames Ende unter einem zu Boden krachenden Kronleuchter hat einen so bleibenden Eindruck hinterlassen, dass der Filmtitel Einzug in den allgemeinen Sprachschatz fand. TP

S

Soap Rote Rosen ist eine deutsche Telenovela, die seit 2006 in der ARD, diversen dritten Programmen sowie in Italien und der Schweiz ausgestrahlt wird. Ursprünglich waren nur 100 Folgen geplant, mittlerweile läuft die achte Staffel. Rote Rosen war die erste Daily Soap, in der eine Frau Mitte 40 im Mittelpunkt der Handlung stand. Damit sollten sich Zuschauer dieser Altersgruppe stark identifizieren können – vor allem im Vergleich zu anderen Daily Soaps, bei denen die Protagonisten attraktive Mittzwanziger sind. Auch ich muss gestehen: Ich war kurz süchtig. Warum? Schwer zu sagen. Wahrscheinlich wegen der albern-konstruierten Handlungsstränge, der überzeichneten Charaktere und aufgrund der überschaubaren, pittoresken Kulisse des niedersächsischen Lüneburg, dem Ort des Geschehens. Das romantische Städtchen profitierte von dem Erfolg der Serie und erfuhr unverhofften Tourismuszuwachs, Stadtführungen zu Rote Rosen und Pauschalpakete werden angeboten. Ich aber habe meine Sucht überwunden. SH

T

Tattoo Diese Rose blüht für immer. Lange vor Steißbein-Tribals, Delfinsprüngen am Bauchnabel und Katzentatzen in der Leistengegend war die Rose ein beliebtes Tattoo-Motiv. Man kann sie den Klassiker für die Frau nennen, war sie doch schon in Verwendung, als die Tätowierung im ausgehenden 19. Jahrhundert unter Adel und Proletariat ihre erste Boomphase erlebte. Später wurde die dornenbewehrte Blume zum Signet des Verruchten. Als erotisches Stilmittel tauchte sie in Literatur und Film auf. Öffentlichkeitswirksam machte Eiskunstlaufprinzessin Tanja Szewczenko das Rosen-Tattoo im Jahr 2000 auf der Frankfurter Tattoo Convention salonfähig, als sie sich ein solches auf ihrem Bauch anbringen ließ. Übrigens war sogar schon eine Kaiserin tätowiert. Elisabeth von Österreich-Ungarn, besser bekannt als Sissi, trug einen Hautstich auf der Schulter – allerdings einen Anker. TP

W

Weiße Rose Die Widerstandsgruppe um Sophie und Hans Scholl in München nannte sich Weiße Rose. Zwischen Juni 1942 und der Verhaftung im Februar 1943 verteilten ihre Mitglieder sechs Flugblätter gegen Nationalsozialismus und Krieg. Woher der Name, mit dem sie die ersten Flugblätter überschrieben, stammte, ist nie eindeutig geklärt worden. Er könnte der bündischen Jugend entlehnt sein, auf das systemkritische Buch Die Weiße Rose von B. Traven verweisen oder auf den verbannten Adel während der Französischen Revolution. Die Weiße Rose wurde jedenfalls Symbol des bürgerlichen antifaschistischen Widerstands. Wenn sie als Kunstblume heute in Dresden benutzt wird, um in Erinnerung an die Bombardierung vom 13. Februar 1945 ein Zeichen gegen Krieg und Gewalt an sich zu setzen, verliert sie genau dieses Merkmal. TP

Wortspiele Vater Ernst Albrecht hat sich bestimmt nichts Böses dabei gedacht, als er die Tochter von klein auf „Röschen“ nannte. Vermutlich hatte das Kind rosige Wangen, zudem war es das einzige Mädchen unter fünf Brüdern. Und so ein Spitzname, der muss sich ja nicht ewig halten. Ursula von der Leyen hat er vom niedersächsischen Landtag bis in die Bundespolitik hartnäckig begleitet. Und so fährt sie nun „die Stacheln aus“ und „zeigt Dornen“, wann immer sie politisch etwas durchsetzen will. Natürlich ist sie dann Parteifreunden wie Gegnern „ein Dorn im Auge“. Im Tagesspiegel wurde die „Programmatik des Röschens“ erforscht: „Wer sie unterschätzt, wird sie zu spüren bekommen.“ Und es gibt sogar ein Wort, das sich auf Röschen reimt: Schauen Sie im Netz nach. Christine Käppeler

Z

Zimt Wild ist sie und selten: Man nennt die Rosa majalis oder Rosa cinnamomea auch Zimtrose. Dabei ist ihre Blüte rosa bis karminrot, ihren Namen hat sie von der rotbraunen Färbung ihrer jüngeren Triebe. Sie gedeiht von Skandinavien bis Westsibirien und bildet im Herbst flachkugelige Hagebutten mit dunkelroter Färbung. Man kann sie aufgrund ihrer vielen Ausläufer sogar beim Bepflanzen von Wällen einsetzen. Das Gemisch Zimt und Rosen eignet sich auch als Gewürz und genauso als Name für einen orientalisch-mediterranen Gewürzladen in Köln. Und nicht zu vergessen: Auch Rosengelee (Confit de Rose) schmeckt nur mit einem Schuss Zimt. Maxi Leinkauf

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