Abenteuer

Isabel Allende schreibt eine Fortsetzung "Der Goldene Drache"

Schöne Frauen mag Isabel Allende nicht. Schon in ihrem Jugendbuch-Erstling Die Stadt der wilden Götter musste die wunderhübsche venezolanische Ärztin Omayra Torres mit der bernsteinfarbenen Haut und den katzenhaft grünen Mandelaugen die Rolle des Bösen einnehmen. Und auch in Allendes zweitem Buch für Jugendliche Im Reich des Goldenen Drachen ist es wiederum eine Schöne, die - so viel kann immerhin schon verraten werden - eine mehr als mysteriöse Rolle spielt.

Doch nicht nur dunkle Schönheiten verbinden Allende-Jugendbuch I und II. Der Goldene Drache ist wirklich eine gelungene Fortsetzung des ersten Bandes. Das Abenteuer, das für den jungen Alex und seine exzentrische Großmutter auf ihrer Expedition in Südamerika begann, geht weiter. Wieder ist Nadia dabei, das honigfarbene Mädchen aus dem Urwald, das die Sprache der Tiere verstehen kann. Einiges aus dem ersten Band wird weiter erzählt, zum Beispiel das Schicksal der kostbaren Adler-Diamanten. Sogar Professor Ludovic Leblanc meldet sich in länglichen E-Mails wieder zu Wort. Kurz: Isabel Allende hat das Allerwichtigste begriffen, was Kinder von guten Büchern verlangen: Sie müssen weiter gehen!

Schon in ihrem Jugendbuch-Debüt im letzten Jahr hatte die Bestseller-Autorin bewiesen, dass sie nicht nur das Bedürfnis Erwachsener nach magischem Realismus bedienen, sondern auch die Erwartungen jugendlicher Leser in hohem Maße befriedigen kann. Die entscheidende Frage lautet: Ist der neue jugendfreie Allende genauso gut? Oder nur ein zweiter Aufguss? Die Antwort: Er ist mindestens so gut, sogar mit noch mehr Einfällen und tiefen Einblicken in die Vorstellungswelt des Buddhismus.

Alex´ Wodka trinkende Großmutter Kate zieht es diesmal in den Himalaya. Für die Zeitschrift International Geographic soll sie eine Reportage über das unzugängliche Reich des Goldenen Drachen machen. Alex und Nadia kommen mit. Bereits auf der Hinfahrt fallen ihnen düstere Gesellen auf: Ein kaltäugiger Amerikaner namens Tex Gürteltier und geheimnisvolle dunkelblau gewandete Krieger, die ein Skorpionzeichen tragen.

Nachdem sie im Verbotenen Reich eingetroffen sind, spitzen sich die Dinge schnell zu: Junge Mädchen werden während eines Festes in die Berge entführt, offenbar von den Skorpion-Kriegern. Schon bald wird klar: Es geht bei allem nur um den Goldenen Drachen, das unschätzbar wertvolle Orakel des Himalaya-Volkes. Eine packende Verfolgungsjagd beginnt, bei der Alex und Nadia erneut in große Gefahr geraten und ihre innersten Kräfte als Jaguar und als Adler in sich wachrufen müssen.

Isabel Allende hat diesmal die etwas belehrenden Passagen über den Schutz der Natur und der bedrohten Völker aus dem ersten Band weggelassen. Ganz von alleine gewinnt der junge Leser einen Eindruck von der tiefen Ehrfurcht der Himalaya-Bewohner vor der Natur und vor dem Göttlichen. Dass die Schriftstellerin nichts auslässt von dem, was im Himalaya vorkommen könnte, ob Felsenklöster, weiße Tiger oder auch die sagenumwobenen Yetis, das soll ihr zum Vorwurf machen, wer sich nicht gerne in eine großartige verborgene Welt hineinträumen möchte.

Allende jedenfalls hat geschafft, was nicht viele Jugendbuch-Autoren von Weltruf vor ihr erreicht haben: Rund um den Globus werden junge Leser sich vorstellen, wohin die nächste Expedition von Alex, Nadia und der forschungsreisenden Großmutter Kate Cold gehen könnte. Australien vielleicht? Die Mongolei? Oder nochmals in Eiseskälte, an den Nordpol? Denn dass es wieder auf ein neues Abenteuer gehen muss, das ist für eine wachsende jugendliche Allende-Fangemeinde klar.

Isabel Allende: Im Reich des Goldenen Drachen. Aus dem Spanischen von Svenja Becker. Hanser, München, 360 S., 16,90 EUR. Für Erwachsene erschien bei Suhrkamp eine leinengebundene Ausgabe für 22,90 EUR


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