Abwahl eines Modells

Im Gespräch Der Politikwissenschaftler Everhard Holtmann über Sachsen-Anhalt zwischen alten und neuen Protestparteien - zwischen nützlichen Wegen und bewährten Pfaden
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FREITAG: Glaubt man letzten Umfragen, dann könnte sich die Schill-Partei am 21. April über die Fünf-Prozent-Hürde schwingen - warum gibt es nach den fast 13 Prozent für die DVU 1998 weiter genügend Anhaltiner, die es mit einer Protestpartei versuchen wollen?

EVERVARD HOLTMANN: Es gibt dieses Protestpotenzial in allen neuen und in Teilen der alten Bundesländer. Im Osten ist es Ausdruck von Spätwirkungen der industriellen Transformationskrise, deren Ausläufer immer noch spürbar sind, aber natürlich auch einer noch nicht ganz gefestigten demokratischen Kultur. Da steckt auch die Unsicherheit dahinter, ökonomische Schwierigkeiten politisch einzuordnen - also die Frage, ob man sie zu einem Versagen des politischen System erklären s