Alle Macht dem Tintenfisch

Brasilien Ein Gewerkschaftsführer regiert künftig die erste Wirtschaftsmacht Lateinamerikas. Der einst radikale Linke "Lula" da Silva gilt jedoch inzwischen als harmloser Sozialdemokrat
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Nicht einmal beim WM-Sieg vor vier Monaten feierten die Massen vor den Bankenpalästen der Avenida Paulista, der Wallstreet São Paulos, so überschwänglich karnevalesk, dass mit Luis Inacio "Lula" da Silva erstmals keiner aus der Upperclass, sondern einer aus der Unterschicht, ohne Universitätsdiplom, auf den Präsidentensessel kommt. Herrlich frivoler Samba bis zum Morgengrauen, ein tosendes Meer roter Fahnen der sozialdemokratischen Arbeiterpartei (PT). Auf den Gesichtern ablesbar enorme Hoffnungen, dass mit dem 57-jährigen Dreher und Gewerkschaftsführer endlich eine neue Ära beginnt. "Jetzt ist die Bourgeoisie gef...", skandieren Studentengruppen unentwegt, bis die Wahl-Informationen von der Großleinwand vielen zwischendurch sichtlich aufs