Alle wollen Zäune, jetzt auch gegen Schweine

Dänemark Der skandinavische Staat schottet sich gegen böse Paarhufer ab
Ausgabe 50/2019
An der Grenze zwischen Deutschland und Dänemark: Ein Arbeiter baut einen Zaun gegen den befürchteten Schweinesturm
An der Grenze zwischen Deutschland und Dänemark: Ein Arbeiter baut einen Zaun gegen den befürchteten Schweinesturm

Foto: Claus Fisker/Ritzau Scanpix/AFP/Getty Images

Es ist die Zeit der Grenzbefestigungen. Während Großbritannien in seinen Brexit-Verhandlungen mit harten und weichen Grenzen zwischen Irland und Nordirland hadert, schloss Bayern im Sommer letzten Jahres seine Grenze nach Österreich aus Angst vor „schwer integrierbaren Männern“. Gerade erst feierte Deutschland 30 Jahre Mauerfall und auf der anderen Seite des Atlantiks verlangt US-Präsident Donald Trump schon seit seinem Wahlkampf lautstark nach einer Mauer zwischen Mexiko und den USA. Trotz allen Lärms ist auch nach drei Jahren Amtszeit allerdings noch kein Meter der rund 3.200 Kilometer langen Grenze vermauert.

Im Windschatten von derlei Schlagzeilen hat sich in diesen Tagen eine ganz andere Linie geschlossen. Dänemark zog einen Zaun entlang der deutsch-dänischen Grenze. Der Grund: Man wolle die deutschen Schweine im eigenen Land nicht mehr haben. Was für eine Frechheit! In fixen zehn Monaten Bauzeit zog Dänemark einen 70 Kilometer langen Zaun von der Ost- bis zur Nordsee. Dänen und Deutsche stehen sich nun traurig winkend auf beiden Seiten des Zaunes gegenüber, so sieht sie aus, die Abschottungsrealität. „Es ist ein guter Tag für die dänische Schweinefleischindustrie“, freute sich Asger Krogsgaard, Vorsitzender des dänischen Schweineschlachtereiverbandes, als das letzte Zaunteil nahe dem Grenzübergang Sofiedal in den Boden gerammt wurde. Also ja, es geht um echte Schweine, nicht um metaphorische, genauer: Es geht um Wildschweine, die sich normalerweise nicht an Grenzen halten.

Denn Dänemark hat Angst vor der Afrikanischen Schweinepest. Würde die auf dänischem Boden nachgewiesen, dürfte das Land kein Schweinefleisch mehr in Nicht-EU-Länder exportieren. Und mit dem Fleisch haben die Dänen letztes Jahr 1,3 Milliarden Euro verdient. Das würden sie auch gerne nächstes Jahr wieder. Deswegen der Zaun. Der soll infizierte Wildschweine von der unbefugten Einreise nach Dänemark abhalten. Der Witz: Es gibt überhaupt keine infizierten Schweine in Deutschland. Sondern in Belgien und Polen. Und selbst wenn es hier welche gäbe, dann wären es vermutlich nicht die kranken Tiere, die das Virus weiter verbreiten würden, sondern Menschen, urteilen Experten. Zum Beispiel, indem sie Wurstbrote wegwerfen, die das Virus enthalten. Die könnten dann von Wildschweinen gefressen werden.

Statt also sechs Millionen Euro in den Zaunbau zu versenken, hätte Dänemark besser eine Wurstbrotkontrolle eingeführt. Das hätte sich auch gut vermarkten lassen: „Die erste Veggie-Grenze Europas – den Schweinen zuliebe“.

Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden