„Alles bedarf der Revision“

Interview Der Philosoph Axel Honneth ist 70 und kein bisschen müde. Er sieht neue Herausforderungen für die Kritische Theorie
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 29/2019

Ein Sommermorgen in Frankfurt. Axel Honneth hat das Café Laumer vorgeschlagen, wo es noch immer das Frühstück „Horkheimer“ gibt. Ich kenne den heute wohl einflussreichsten Kopf der neueren Generation der Kritischen Theorie, dessen Texte verraten, dass er von der Literatur zur Philosophie gekommen ist, seit einem halben Jahrhundert. Wir teilen die Vorliebe für Dylan, italienischen Neorealismus, Lukács und Hegel. Es gibt wohl kaum einen anderen bedeutenden Denker, der mit 70 Jahren so wenige Symptome einer déformation professionnelle zeigt.

Rüdiger Dannemann: Denken und Kategorienbildung sind doch, wie versteckt auch immer, verknüpft mit Lebensweltlichem. Du stammst aus einer Essener Arztfamilie. Hat dich das geprägt? Zum Beispiel in Hi