Alles muss Rausch

Sex Explizit, aber immer empfindsam zeigt Gaspar Noé in „Love“ körperliche Liebe. Das lässt sich durchaus auch konservativ deuten
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 48/2015

Echter Sex im Film ist keine große Sache – spätestens seit 9 Songs, Shortbus und diversen Lars-von-Trier-Erzählungen. Sexszenen sind die perfekte Metapher für Zuneigung und Verachtung, Langeweile oder Lebensfreude. Gefühle lassen sich mit ihnen nuanciert zeigen, und sie sind eine Übersteigerung der alten Liebesszene, die mit Worten und Küssen auskommt (und auskommen musste in der Zeit des Hays Code etwa), die aber seit Youporn und Tinder auf Zuschauer immer unaufrichtiger und surrealer wirkt und die Frage, ob das Gezeigte echt oder gestellt ist, hat überflüssig werden lassen.

In seinem neuesten Film Love dehnt der französisch-argentinische Filmemacher Gaspar Noé, den Einsatz von Sex zum rhetorischen Mittel aus. Nicht nur einzelne