Alltag vor Gericht

Filmfestspiele Venedig drohte gegenüber den anderen großen Herbstfestivals abzufallen, zeigte aber solide Qualität. Und eine Entdeckung aus Indien
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 37/2014

Die Scherzartikelverkäufer sind traurig. Das Geschäft mit den extralangen Vampirzähnen stagniert, auf dem Lachsack, „ein Klassiker“, bleiben sie immer öfter sitzen. Da hilft nur ein Bier in der Kellerkneipe. Die unter Erfolgsdruck stehenden Händler Jonathan und Sam gehören zum Figureninventar von Roy Anderssons diesjährigem Venedig-Siegerfilm A Pigeon sat on a Branch reflecting on Existence.

Dass besagte Taube ihren Reflexionen ausgestopft in einem Museumsschaukasten nachgeht, ist gleich in der ersten der 39 Szenen deutlich zu sehen. Der Auftakt deutet an, in welche Richtung Weltsicht und Humor des inzwischen 71-jährigen schwedischen Filmemachers neigen, der in rund 45 Jahren fünf Spielfilme (und Hunderte Werbespots) gedreht hat. Der