Es war einmal ein junger Mann, sagen wir: ein Student mit Strickjacke und einer Brille mit dickem Rahmen. Er brütete vor ein paar Jahrzehnten in einem Studentenwohnheim oder einer heruntergekommenen Garage am Stadtrand einer US-amerikanischen Kleinstadt über einer großen Idee, sagen wir: einer, die irgendetwas mit Computern zu tun hatte. Ganz neu musste die Geschäftsidee freilich nicht sein, manchmal genügte es auch, etwas aufzubauen, was es längst gab. Einen Versandhandel für Bücher etwa.
So oder so ähnlich klingen die perfekten Geschichten der Tech-Industrie: vom Nerd zum Multimilliardär. PR-Expert*innen bieten dazu unzählige Kurse und Bücher an. Dass „finden“ auch „erfinden“ bedeuten kann, weiß die postmodern aufgeklärte Beratungsszene selbstverständlich. Wenn es nicht eine, sondern viele Wahrheiten gibt, hat auch die marktkonforme Wahrheit ihren Platz. Bill Gates entwickelte seinen Kram nie in einer Garage.
Geschichten spielen auch in der Werbung eine Rolle. Im Trend liegt, in einem Spot eine Story zu erzählen, die gar nicht unmittelbar etwas mit dem eigentlich zu vermarktenden Produkt zu tun hat. Hauptsache, es bleibt etwas hängen, eine Emotion; etwas, das man weitererzählen möchte, zum Beispiel auf dem Weg zum Baumarkt.
Wie sehr sich die marktkonforme Wahrheit von der Realität unterscheiden kann, zeigt das legendäre Beispiel von Pepsi-Cola. Dem Unternehmen gelang es in den 1960ern in den USA, seine Marke als hippes Getränk der jungen Generation zu inszenieren, der „Pepsi Generation“. Der Gedanke: Nach den Erfahrungen des Krieges wollen die Babyboomer vor allem unbeschwert leben, Spaß mit Freunden haben – am besten mit einer Flasche Pepsi in der Hand. Die etwas andere Geschichte von Pepsi sollte da nicht stören, etwa das Engagement des damaligen Pepsi-Chefs gegen Salvador Allende in Chile. Profittechnisch war die Wahl des Sozialisten für Pepsi nicht so prickelnd, weshalb dessen Chef seiner US-Regierung einen Militärputsch ans Herz legte.
Ein gutes Start-up denkt sich heute bereits vor der eigentlichen Firmengründung eine Geschichte aus. Ganz wichtig ist die Core-Story, so etwas wie die Leitmotivation des Unternehmens. In der Textbaustein-Kartei der eigentlich recht unkreativen kreativen Generation finden sich Wörter wie „inspirieren“, „helfen“ und „Lösungen finden“. Am Ende wollen alle Unternehmen doch nur eines: Menschen glücklich machen. Das sehen vielleicht jene anders, die für die superglücklich machenden Unternehmen zu Hungerlöhnen schuften müssen. Aber das ist ja auch nur deren Wahrheit.
Kommentare 3
Wirbst Du noch oder lügst Du schon .. .. .. ???
Eine tolle Frage, die viel öfter gestellt werden sollte! Ob es allerdings reicht als einsamer Rufer in der Wüste, darauf hinzuweisen bezweifle ich ernsthaft! Dafür ist die mediale Macht der Wirtschaft und Ihrer Lobbyvebände viel zu groß.
Bestes Beispiel: AMAZONs offensichtlich gestellte "Glückliche, heile Welt der "freiwilligen" Skalverei bei sich - Werbung!"
Welcher freie, ehrliche und nicht unter Druck stehende Mitarbeiter würde so über einen Akkord-Arbeitsplatz, in einer vollüberwachten Umgebung, in maximaler künstlich erzeugter Druckumgebung bei Niedrigstlohn sprechen.Na ja, die die es etwas besser haben und die anderen unter Druck setzen dürfen, da gibts ja auch ein Paar! .. Und dann vor allem die, die dafür entsprechend ausgesucht wurden, womit auch immer sie dazu motiviert wurden, das Gegenteil von dem in eine wohl platzierte Kamera zu sagen, was von unabhängigen Stellen bereits mehrfach als Realität festgestellt und nachgewiesen wurde! (Aber warum die nicht einfach die Bilder ihrer vielen "Qualitätsoptimierungs"-Kameras benutzt haben ist mir allerdings ein Rätsel!Wäre viel erlebnisechter gewesen!)
Noch offensichtlicher kann AMAZON die Intelligenz der Zuschauer nicht in Frage stellen und noch dreister nicht beleidigen!
Aber wenn ein Unternehemen sich das trauen kann, ohne dafür einen öffentlichen Sturm der Entrüstung und eine Prüfung des Staatsanwalts auszulösen, dann sieht man was in diesem Land alles falsch läuft! .. Nämlich ALLES!!! Und das hat wenig zu tun mit dem eh, von allgegenwärtigen Marketing-Aktionen, Rabattaktions-Erlebniswochen und Werbe-, PR- und Informations-Wellen, regelrecht überflutet, erschlagenen und mitgerissenen Normalverbraucher!
Es überfährt Dich einfach, Du kannst gar nicht so viel Aufmerksamkeit und Kraft und Zeit aufbringen die vielen Falschaussagen und inszenierten Bilder die Dir entgegengeschleudert werden zu registrieren oder gar zu hinterfragen! Aber warum ist es ein Verbrechen, im Vorstellungsgespräch nicht vorhandene Qualifilationen anzudeuten, aber wenn ein Unternehmen mit offensichtlichen und beweisbaren Falschaussagen seinem Produkt Merkmale, Wirkungen, Vorteile in Werbetexten zuschreibt, die es gar nichht gibt und damit faktisch jeden der es sieht oder hört betrügt, belügt und um ein faire und freie Kaufentscheidung bescheißt, interessiert das kaum eine Sau und schon gar nicht die Justiz.
Angesichts der Tatsache wie viele Menschen in dieser unsäglichen Branche täglich glatt und nachweislich belogen werden ( Bsp. Unkaputtbar! ;-) Das Wort gabs vorher gar nicht! - Oder der VW-Öko-Diesel LoL ),
wäre es wohl selbstverständlich, dass das juristisch verfolg und streng bestraft wird! Betrug ist eben Betrug! Oder nicht?
Werbung ist eine Massenvernichtungswaffe im Krieg gegen das Leben ... Mit BayerMonsanto, Dow Chemical, Marlboro, Cocacola, Disney, Unilever, Nestle, Exxon Mobile, Lancome, Nike ... etc.pp. ins Nirvana des ewigen Glücks. Klare Sache, demnächst sind wir dann da und dann auch gleichzieitig nicht mehr da ...
Dass die Füchse immer umerzogen werden sollen ...
Sorry, Leute, das mit den Bienen und den Blumen ... ehm, den Zusammenhang zwischen Konzernen, Werbung und Verarschung nimmt man einmal, ungefähr zwischen dem 14. und 18. Lebensjahr zur Kenntnis, danach ignoriert man Werbung für immer. Und ja, das geht. Die Anzahl der Artikel, die ich aufgrund einer Werbung gekauft habe, beträgt exakt 0. Die Anzahl der Artikel, die ich aufgrund penetranter Werbung nicht gekauft habe, folgt einer Exponentialfunktion.