Am Nullpunkt des Theaters

NACH DER VERAUSGABUNG Frank Castorf inszeniert an der Volksbühne "Das obszöne Werk: Caligula"
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Es kommt darauf an, was hinten rauskommt." Dieses Diktum des Altbundeskanzlers Helmut Kohl kommt einem in den Sinn, wenn Caligulas Geliebte Caesonia zielstrebig auf die weiße Kloschüssel zustöckelt, die da allein auf weiter Flur im hinteren Bühnendrittel aufgestellt ist. Sie hockt sich hin und presst: Nichts. Trotz aller Kraftanstrengung: Verstopfung. Schon seit Monaten. Frank Castorf lässt seine Inszenierung, die Albert Camus Stück Caligula (1938) mit der Erzählung Die Geschichte des Auges (1928) und dem Fragment Der Tote (1943) von Bataille zusammenspannt, auf dem Scheißhaus beginnen. Die Art und Weise, wie die "drängenden Staatsgeschäfte" rund um diesen Thron erledigt werden, ist an Defätismus jedenfalls kaum noch zu überbieten