Rankings sind aus der deutschen Hochschullandschaft nicht mehr wegzudenken. Das wichtigste ist das „CHE Ranking“; eine Liste, die fast alle in Deutschland belegbaren Studiengänge bewertet. Es gibt vier bis sechs Kriterien, je nach Studienrichtung: „Studiensituation insgesamt“ ist immer dabei, häufig „internationale Ausrichtung“, „Forschungsgelder pro Wissenschaftler“, ebenso „Betreuung durch Lehrende“, seltener ein Kriterium wie „Zitationen pro Publikation“, um den Rang eines Fachs zu bestimmen. In der Pharmazie ist das so.
Wie man an den kritischen Expertisen und an der Kommentarflut auf studentischen Foren ablesen kann, ist es nicht besonders revolutionär, die Tauglichkeit dieser Kriterien anzuzweifeln. Selbst die Webseite des Zentrums für Hochschulentwicklung, das dieses Ranking erstellt, hält mit der Fragwürdigkeit der eigenen Sache nicht hinterm Berg. Und dennoch: Man kommt um die Rankings einfach nicht herum. Wenn man sie also schon wahrnehmen muss, wie sollten sie dann am besten gelesen werden?
Der alte Rat des antizyklischen Verhaltens passt nicht ins Bild einer Gesellschaft, die sich in hierarchischen Strömen, von unten nach oben, bewegt. Wenn aber schon gegen-den-Strom-schwimmen nicht geht, dann könnten die Rankings immerhin von unten gelesen werden: Die in der Schlussgruppe gelandeten Unis werden sich, in einer Optimierungs- und Leistungsgesellschaft, anstrengen, um bei der nächsten Turnierrunde nicht wieder am Pranger zu stehen. Sie werden das möglicherweise sogar intensiver tun als die Spitzengruppe, die sich dann mal um andere, liegengebliebene Angelegenheiten kümmern kann. Warum also nicht ein uraltes Fach wie Theologie studieren? Ein Fach, das zwar auf der Liste geführt wird, aber ohne den begehrten Farbpunkt, weil es zu geringe Studierendenzahlen gibt. Warum das Risiko ein-gehen, in einem brandheißen Fach zu beginnen, das in Zuge der kommenden Reform einem brandheißeren weichen wird? Und ist es klug, sich an einer nagelneuen Uni einzuschreiben, von der nicht sicher ist, ob es sie in dreißig Jahren noch geben wird? Oder besser doch an einer traditionsreichen, denen Umstrukturierungen naturgemäß schwerer fällt wie Heidelberg?
Warum also nicht an einem Ort studieren mit einem schlechten ranking? Es kann sein, dass kleine Fächer ihre Ressourcen anders investieren als in Außendarstellung und sich auf Primäraufgaben konzentrieren. Es kann sein, dass Fächer und Fakultäten, zunehmend genervt von grassierender Überbürokratisierung, bewusst darauf verzichten, ihren Studien- und Forschungsbetrieb mit dem Aufwand einer neuen Bewertungsrunde zu belasten. Dass sich zuweilen die angeführten Kriterien gar ausschließen, ist bekannt: Hohe Forschungsgelder können keine exzellente Lehre garantieren und vice versa, da hochkomplexe arbeitsteilige Systeme, wie es die Universitäten sind, auf derlei Spezialisierungen nicht verzichten können. Will also die vielbeschworene Diversity nicht nur ein modisches Theoriekonzept sein, sollte sie einfach mal gemacht werden: Rankings diagonal lesen, sich verteilen, ernst nehmen, was man anders machen kann, auch wenn der aktuelle Arbeitsmarkt dagegen spricht, und auf neue Perspektiven gefasst sein. Dann wird schon jeder den besten aller Studienplätze für sich finden.
Eva Erdmann ist Romanistin
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