America´s New War

Eine Chronik Allianz der Vergeltung Bush sucht nach dem 11. September den Schulterschluss mit Politikern aus aller Welt, um eine Koalition "gegen das Böse" zu ...

Allianz der Vergeltung


Bush sucht nach dem 11. September den Schulterschluss mit Politikern aus aller Welt, um eine Koalition "gegen das Böse" zu bilden. Die NATO ruft sogar den Bündnisfall aus. Osama bin Laden, ein saudischer Millionär, wird von der US-Regierung beschuldigt, hinter den Attentaten zu stehen. Ein Krieg gegen Afghanistan, dem mutmaßlichen Aufenthaltsort bin Ladens, zeichnet sich ab. Pakistans Diktator Musharraf, bis dahin enger Verbündeter der Taleban, schwenkt in die Anti-Terror-Front ein.

Der Neue Krieg


Mit der Bekämpfung des Terrorismus beginnt ein "Neuer Krieg", der endgültig jene Grenzen sprengt, die schon nach dem Ende des Ost-West-Konflikts verschoben wurden. Militärische Macht steht über den Regeln des Völkerrechts - militärische Konfrontation findet weniger zwischen Staaten an sich statt, vielmehr wird supranational operiert, wobei die USA ihre Überlegenheit ausspielen können. Priorität hat der Luftkrieg, ergänzt durch kleine, flexible Einheiten am Boden, so dass Verluste minimiert werden können.

Das Gute gegen das Böse


Enduring Freedom - am 7. Oktober 2001 beginnen die USA, unterstützt von Großbritannien, mit Luftschlägen gegen Kabul, Kandahar und Jalalabad, wenig später wird auch der Einsatz von US-Bodentruppen bekannt gegeben. Zugleich rückt die Nordallianz, ein Zusammenschluss diverser Anti-Taleban-Kräfte, vor und gewinnt schnell an Boden. Die Taleban verlassen Kabul und nehmen einen bis heute andauernden Guerilla-Krieg auf. Mehr als 4.000 Menschen fallen dem Luftkrieg zum Opfer.

Deutsche nach vorn


Am 6. November 2001 fordert die US-Regierung nach diversen Offerten von Kanzler Schröder 3.900 deutsche Soldaten für Enduring Freedom an - unter anderem Spezialeinheiten (KSK) für Afghanistan, Lufttransport- und Seestreitkräfte für die Region am Horn von Afrika sowie Fuchs-Spürpanzer. Nach Einsätzen am Persischen Golf (1991), in Somalia (1993), Bosnien (ab 1995), im Kosovo (ab 1999), in Mazedonien (ab 2001) der bis dahin weitreichendste Auslandseinsatz der Bundeswehr.

Frage des Vertrauens


Nachdem mit der Mehrheit der Regierungsfraktionen der Bundestag schon am 19. September 2001 einen Beschluss zur "uneingeschränkten Solidarität" und zur "Bereitstellung eigener militärischer Fähigkeiten" fasst, stimmen am 19. November 336 Abgeordnete von SPD und Grünen dem deutschen Beitrag zum Anti-Terror-Krieg zu. Eine Entscheidung, die Kanzler Schröder mit der Vertrauensfrage verknüpft, da zunächst acht grüne Parlamentarier Gegenstimmen angekündigt hatten.

Massaker Mazar-i-Sahrif


Nach der Kapitulation von Taleban-Einheiten im nordafghanischen Mazar-i-Sharif werden in einer Festung Ende November 2001 600 Leichen entdeckt. Wie sich später herausstellt, hat es nach dem Abschluss der Kämpfe eine Revolte gefangener Taleban gegeben. Als der Aufstand niedergeschlagen ist, werden nach Aussagen von Zeugen fast alle Gefangenen von Soldaten der Nordallianz und US-Militärs exekutiert. Eine von Amnesty International geforderte unabhängige Untersuchung steht aus.

Jihad per Video


Taleban-Führer Mohammed Omar wird zwar verfolgt, kann sich aber schon Mitte November nach Pakistan absetzen. Gleiches gilt für Osama bin Laden, der sich nach US-Angaben zunächst in der Bergfestung Tora Bora verschanzt haben soll, was sich nach deren Einnahme jedoch nicht bestätigt. Als verlässliche Lebenszeichen des al-Qaida-Führers tauchen, von der US-Regierung regelmäßig präsentiert, Video-Erklärungen auf, in denen Osama bin Laden zur Fortsetzung des Heiligen Krieges aufruft.

Das Böse auf Guantánamo


Ab Dezember 2001 werde knapp 1.000 Taleban und mutmaßliche al-Qaida-Kämpfer in Ketten und Käfigen auf dem US-Stützpunkt Guantánamo (Kuba) interniert. Ihnen wird der Status von Kriegsgefangenen verweigert - ein Verstoß gegen die Genfer Konventionen von 1949. Das Internationale Rote Kreuz (IKRK) protestiert. Die USA erklären, man habe sich mit Afghanistan nicht im Kriegszustand befunden. Die Behandlung der Gefangenen sei keine Frage des Völkerrechts.

Karzais Mandat


Auf der Petersberger Konferenz bei Bonn wird Ende 2001 unter UN-Ägide eine Interimsregierung für Afghanistan ausgehandelt, an deren Spitze Hamid Karzai steht. Ihre Struktur folgt der ethnischen Struktur des Landes: elf Paschtunen, acht Tadschiken, fünf Hazaras, drei Usbeken, Vertreter kleinerer Ethnien. Die Nordallianz (17 Ressorts) ist überproportional präsent. Ein halbes Jahr später bestätigt die Große Ratsversammlung (Loya Jirga) dieses Modell.

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