Gibt es Korruption im Kunstbetrieb? Die Frage ist richtig und falsch zugleich. Unter Kunsthändlern geht es nicht um Trennung von wirtschaftlichen und politischen Interessen, Transparenz oder gar Demokratie. Dafür ist die Branche viel zu elitär, eher wie in Dietls Kir Royal.
Der Kunstmarkt stützt sich traditionell auf amigo-artige Allianzen zwischen Künstlern, Galeristen und Sammlern; man setzt auf Handschlag statt schriftliche Verträge. Intransparenz und Filz sind also systemisch: Nur wem es gelingt, eine geschmeidige Verbindung von Politik und Wirtschaft herzustellen, die Strippen zwischen Großkünstlern, potenten Sammlern, Kritikern und Museumsdirektoren zu ziehen, kann im hart umkämpften, teilweise von nepotistischen Strukturen durchzogenen Markt wirklich erfolgreich sein. Über Intrigen und Markt-Kartelle wird nur hinter vorgehaltener Hand gewettert: Für offene Renegaten ist die Gefahr zu groß, etwa auf wichtigen Messen nicht mehr zugelassen zu werden.
Ist aber deshalb im Kunstbetrieb allen alles erlaubt? Nein, zumal jenen nicht, die mit öffentlichen Mitteln arbeiten. Erinnert sei an den Skandal um die mit jährlich rund 17 Millionen Euro finanzierte Bundeskunsthalle in Bonn. 2007 musste unter anderem der Intendant Wenzel Jacob 2007 seinen Posten räumen, weil der Bundesrechnungshof dem Museum Verschwendung von Steuergeldern nachweisen konnte: ein Defizit von über fünf Millionen Euro bei Freiluftkonzerten, das mit öffentlichen Fördermitteln ausgeglichen worden war. Laxe Abrechnungen von Dienstreisen und teuren Hotels schrumpften da fast zur Nebensache.
Aktuell interessant sind nun die Vorgänge um Werner Spies, die deutsche Kunsthistoriker-Koryphäe. Im Zuge der Affäre um die gefälschte Sammlung Jäger und das Fälscherpaar Beltracchi kam heraus, dass der Max-Ernst-Spezialist Spies nicht nur ein Dutzend Beltracchi-Fakes als echt begutachtet hatte, sondern auch an der Vermittlung anderer fragwürdiger Bilder hohe Kommissionen kassiert hatte. Statt eines klärenden Statements ließ der ehemalige Direktor des Pariser Centre Pompidou in den letzten Wochen vor allem seinen Berliner Anwalt Peter Raue Nebelkerzen werfen. Das wiederum erinnert fatal an Christian Wulff und lässt die sonst so schillernde Welt der Kunst plötzlich ziemlich grau und sehr gewöhnlich aussehen.
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