Angela Merkel im Glück

CDU Mit dem medial gut geglückten G7-Gipfel könnte es gerade nicht besser für die Bundeskanzlerin laufen. Geht’s von nun an also nur noch bergab?
Ausgabe 24/2015
Selbst beim Thema Klimawandel: Der G7- Gipfel ist besser gelaufen als erwartet
Selbst beim Thema Klimawandel: Der G7- Gipfel ist besser gelaufen als erwartet

Foto: Sean Gallup/Getty Images

Erfolge prasseln derzeit auf Angela Merkel nieder. Der G7- Gipfel ist – auch beim Thema Klimawandel – besser abgelaufen als erwartet. Der Putin-Frage begegneten die Sieben in großer Einigkeit, was wiederum Merkels Bedeutung als westliche Putin-Beauftragte festigte. Der Evangelische Kirchentag, zwar dem Geiste nach rot-grün, in Wirklichkeit aber Merkel-Publikum, hat wieder hunderttausend Menschen angezogen. Die Linkspartei hat auf ihrem Parteitag zu erkennen gegeben, dass sie in diesem Jahrhundert nicht mehr mit den Sozialdemokraten regieren will. Die AfD, die einst als Problem für die CDU galt, zerlegt sich selbst. Bundespräsident Joachim Gauck hat das Maut-Gesetz unterschrieben; Brüssel klagt, das dauert Jahre und die CSU hat ein prima Wahlkampfthema für 2017. Yanis Varoufakis war in Berlin bei Wolfgang Schäuble, der Kanzlerin dichten konservative Blätter eine innige Beziehung zu Tsipras an. Vor zwei Jahren wurde düster prophezeit, Deutschland sei in der Griechenland-Frage mit seinem Austeritätskurs unter den Europäern isoliert. Heute ist Deutschland von den Euro-Staaten das einzige Land, das Athen immer weiter entgegenkommen will, vor allem weil Merkel europapolitisch nicht gegen Helmut Kohl abschmieren will. Damit hat sie, wie vor kurzem in Elmau überraschenderweise klar wurde, inzwischen sogar EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker überholt.

Auch ein zusätzliches Merkelianum hat an dem Elmau-Wochenende wieder gezogen. Die – gewiss ehrlich gemeinte – Kritik an der Inszenierung mancher Auftritte spielt den Merkel-Freunden in die Hände. Bayrische Trachten gefallen einer großen Mehrheit, und die sieht Merkel und Obama ebenfalls gern bei den Lederhosen ein Weißbier trinken. Wer das lächerlich macht, gilt schnell als Schnösel, und wenn der dann irgendwann mit ernsthafter Merkel-Kritik um die Ecke kommt, zeigt man ihm die kalte Schulter. Und überhaupt: Wer verdrängt mit der Kritik am Trachten-Zirkus das politische Thema G7-Gipfel?

Nach alldem drohen Angela Merkel Risiken allein noch von der CDU. Deren Fundamentalisten haben allerdings gerade erst einen Dämpfer von den irischen Katholiken (Homo-Ehe) erhalten. Dennoch: Angela Merkel im Glück – das ist in diesen Tagen unübersehbar. „Hier wendet sich der Gast mit Grausen!“, dichtet Schiller über Polykrates, dem das Glück hinterherlief, was nur großes künftiges Unheil bedeuten konnte. Angela Merkel hat es nicht so mit Schiller. Lieber wird ihr der Physiker Max Planck sein: „Die Wahrheit triumphiert nie. Aber ihre Gegner sterben aus.“

Der Autor und Journalist Jürgen Busche schreibt in seiner Kolumne Unter der Woche regelmäßig über Politik und Gesellschaft

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