Angetreten, um sich selbst abzuschaffen

Im Gespräch Lothar de Maizière (CDU) über die Volkskammerwahl vor 15 Jahren und die sechs Monate als letzter Regierungschef der DDR
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FREITAG: Wie kam es dazu, dass Sie Ende 1989 überraschend Vorsitzender der CDU in der DDR wurden?
LOTHAR DE MAIZIERE: In diesen Wochen machten sich ja nicht nur neue Parteien auf den Weg, sondern die bestehenden versuchten auch, sich von Altlasten zu befreien. So auch in der CDU. Jüngere CDU-Mitglieder suchten nach folgenden Kriterien einen neuen Vorsitzenden: Erkennbar kirchennah, was ich als Vizepräses der Synode des Evangelischen Kirchenbundes der DDR war. Unbelastet von der bisherigen Politik der Ost-CDU, in der ich seit Jahrzehnten Mitglied war, aber nie ein Amt übernommen hatte. Ein gewisses organisatorisches Geschick. Das hatte ich in der Synode bewiesen. Nicht zuletzt sollte der neue Kandidat auf die Massen zugehen können. Da sagte ich: Ihr müsst euch