Angst vor dem Übrigbleiben

China Moderne Metropolen ändern noch keine sozialen Mentalitäten. Die können so stark sein, dass Millionen Frauen daran verzweifeln
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 40/2015
Partnerbörse in Shanghai: Chinesinnen unter Hochzeitsdruck
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Foto: Peter Parks/AFP/Getty Images

Eigentlich liegt die Wüste Hunderte Kilometer weiter nördlich, aber an Tagen wie diesen könnte man meinen, sie sei gleich um die Ecke. Sie klopft mit voller Wucht an die Türen Pekings. Ein Sandsturm fegt über die Hauptstadt und legt eine dicke, braune Schicht auf Gebäude und Autos, auf Straßenschilder und Garküchen. Der Sand klebt in den Haaren, auf den Händen und schränkt die Sicht ein. Der Himmel färbt sich gelb-grau, das Atmen fällt schwer. Liu Min hat gleich Feierabend. Die Schutzmaske liegt schon bereit auf ihrem aufgeräumten Schreibtisch im elften Stock. Das Hochhaus liegt im Diplomaten- und-Business-Viertel, wo auch die Fünf-Sterne-Hotels residieren und teure Autos parken. Jetzt aber ist nichts vom Glanz des Distr