Neuer Historikerstreit: Eine gewaltige Kluft

Historikerstreit Ist eine postkoloniale Wende der Erinnerungspolitik und der Holocaustforschung wünschenswert?
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 11/2022
Das Holocaust-Mahnmal in Berlin
Das Holocaust-Mahnmal in Berlin

Foto: Tobias Schwarz/AFP/Getty Images

Von politischen Eliten aufgezwungen, zum Staatskatechismus erhoben, mit provinziellen Scheuklappen versehen – mit solchen oder ähnlichen Worten wurde in den letzten Jahren die offizielle deutsche Erinnerungspolitik angegriffen. Ein neuer akademischer und publizistischer „Historikerstreit“ um die Deutungsmacht über die Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts brach aus. Eine der immer wieder bemühten Argumentationsfiguren betraf die starke Präsenz des Phänomens Holocaust im Bildungswesen und im Kulturleben. Bereits im Jahre 2001 hatte der Literaturtheoretiker Karl Heinz Bohrer in einer unter dem Titel Erinnerungslosigkeit veröffentlichten Rede die „Nichtexistenz eines Verhältnisses (...) zur deutschen Geschichte jenseits des Bezugserei