Anpassungen an die Gegenwart

Deutsch-russischer Austausch Jurij Ljubimow und sein Moskauer Taganka-Theater gastieren mit Goethes "Faust", Alexander Lang inszeniert Gorkis "Nachtasyl" in Berlin
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Cineasten pflegen Remakes, also die Neuverfilmung eines bereits gedrehten Stoffes, stets mit Skepsis zu betrachten. Die Anpassungen an den Zeitgeist, die das Remake notwendigerweise vornimmt, erscheinen im Kino oft rein opportunistisch motiviert; sie werden als Zugeständnisse an andere Sehgewohnheiten empfunden. Auf dem Theater ist es genau umgekehrt: Nicht nur, dass Remakes, die Neuinszenierung alter Stoffe, hier geradezu die Regel sind, es ist der immer wieder neu hergestellte Bezug zur Gegenwart, der erst das Interesse weckt.

Den ganzen Faust, und zwar beide Teile, in weniger als zwei Stunden zu geben, ist in dieser Hinsicht ein kühnes, geradezu verheißungsvolles Versprechen. Fast fühlt man sich mehr als videogeübter Fernsehzuschauer (Faust im Schnelldurchlauf) a