Arbeit am Spurenelement

LITERATUR Der Lyriker Uwe Kolbe über die DDR als Referenzpunkt seines Schreibens und eine Lyrik, die die Zeit gegen den Strich der Accelleration bürstet
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FREITAG: "Alles hat für mich eigentlich mit "Menschheitsdämmerung" angefangen", haben Sie einmal gesagt.

KOLBE: Das war wie ein Schlag vor den Kopf. Diese Sprache war mir vorher in dieser Form noch nie begegnet. Dann kam etwas dazu, was im Westen vermutlich gar nicht zu haben gewesen wäre, nämlich die Korrespondenz zwischen diesen Texten und dem, was sie an Bilderwelten aufriefen. Das, was ich vor der Nase hatte, worin ich lebte. Im Grunde war ja dieses Ost-Berlin, waren also besonders die Viertel, in denen ich mich als Kind herumgetrieben habe, voll von ramponierten Gründerzeitbauten, Mietskasernen, die vor den Sanierungsprojekten der frühen Ära Honecker da noch in ihrem Nachkriegs-Charme standen. Es gab fast keinen Hinterhof, wo man nicht noch im Mauerwe