Auf den Verrat

Literatur Doris Gerckes neuer Roman „Die Nacht ist vorgedrungen“ erzählt von drei Niederlagen einer linken Journalistin
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 16/2021
Mit Niederlagen kennen sich Linke aus, leider
Mit Niederlagen kennen sich Linke aus, leider

Foto: Mladen Antonov/AFP/Getty Images

Ihren ersten Roman schrieb Doris Gercke 1987, da war sie 50 Jahre alt und steckte gerade mitten im juristischen Staatsexamen. In ihrem zweiten Roman ließ sie ihre Heldin Bella Block mutwillig zwei Vergewaltiger töten. Inzwischen hat Gercke siebzehn Bella-Block-Romane verfasst, die mit der famosen Hannelore Hoger verfilmt wurden, und ein Dutzend weiterer Werke. Sie ist 84 Jahre alt und hat nichts von ihrer Kompromisslosigkeit verloren. Auch nichts von ihrem Zorn. Und nichts würde dieser durch und durch norddeutschen Autorin ferner liegen, als ihre Geschichten von Verbrechen an Frauen in ein gefälliges Leseerlebnis zu verwandeln. Die Chronistin deutscher Zustände schreibt in einer nüchternen Prosa, die ans Spröde grenzt.

In ihrem neuen Band Die Nacht ist vor