Auf der Gegenseite

Vergangenheit Eine neue Biografie über Helmut Schmidt zeigt: Der Ex-Kanzler wusste mehr von den NS-Verbrechen, als er stets behauptet hat
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 03/2015

In einem Gespräch mit Marion Gräfin Dönhoff und Richard von Weizsäcker hatte Helmut Schmidt behauptet, er sei als Rekrut 1937 im „einzigen anständigen Verein im Dritten Reich gelandet“, nämlich in der Wehrmacht. Dank dieser „Schutzzone“ habe er weder die Pogromnacht im November 1938 „mitgekriegt“ noch eine „Ahnung von den Deportationszügen“ gehabt. Die Reaktion Richard von Weizsäckers, der als Hauptmann an der Ostfront gedient hatte, war ein ungläubiges „Na ja“. (Notabene fand das Ganze zum 50. Jahrestag des 20. Juli 1944 statt.) Als Helmut Schmidt schon aufbrausen wollte, lenkte von Weizsäcker ein und berichtete als Augenzeuge von der Zerstörung der Synagoge im Zentrum Berlin