Auf keinen Fall abwehrbereit

Bundeswehr Dass die Bundeswehr nichts taugt, braucht sicherheitspolitisch niemanden zu beunruhigen. Nur ist es aus anderen Gründen ärgerlich
Ausgabe 39/2014

Sie taugt nichts. Nicht einmal sechs Mann kann sie in kürzester Zeit in den Nordirak schicken, wo sie angeblich gebraucht wird. Warum nicht? Weil das Flugzeug defekt ist, was man erst unterwegs gemerkt hat. Es brennt im Kampf der Kurden gegen den Islamischen Staat. Aber die Bundeswehr kann die zugesagte Hilfe nicht umgehend leisten.

Die Bundeswehr taugt nichts. Seit Juni weiß man, dass die Hubschrauber der Marineflieger defekt sind und nicht starten dürfen. 47 sind es. Seit man das weiß, ist ein Vierteljahr vergangen. Jetzt ist es ein Thema. Warum erst jetzt? Weil erst seit dem 1. August eine Frau der Unternehmensberatung McKinsey, eine Physikerin, auf Veranlassung der Verteidigungsministerin das Amt des für Rüstungsfragen zuständigen Staatssekretärs übernahm. Am Donnerstag vergangener Woche kam dann der Flugstopp für die Marinehubschrauber, die unter anderem für die Sicherungsfahrten der Fregatte Lübeck fern der Heimat gebraucht werden. Bedingt abwehrbereit? Überhaupt nicht abwehrbereit.

Die Bundeswehr taugt nichts. Die Verteidigungsministerin sucht jetzt in ihrer Freiwilligenarmee Freiwillige – für den Einsatz der Truppe wohl doch mehrheitlich Sanitäter – im Kampf gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika. Bei der Suche kann sie sich etwas Zeit lassen. Die Mission soll frühestens in einem Monat starten. Das wird sie bis dann auch nur können, wenn Transportflugzeuge fliegen dürfen und nicht wegen eines Defekts unterwegs landen müssen. Etwa in Libyen oder Algerien.

Dass die Bundeswehr nichts taugt, braucht sicherheitspolitisch niemanden zu beunruhigen. Schließlich sind wir von Freunden umzingelt. Und wenn die Terrormiliz IS damit begänne, in den deutschen Mittelgebirgen eine Armee aufzubauen, könnte man immer noch die örtlichen Schützenvereine mobilisieren, bis die Bundeswehr nach ein, zwei Monaten in der Lage wäre, das Heranrücken US-amerikanischer Bodentruppen vorzubereiten.

Dass die Bundeswehr nichts taugt, ist also vor allem aus finanziellen Gründen ärgerlich. Und machen wir uns nichts vor: Dagegen können wir kaum etwas tun. Es wäre schon sinnvoll, die Bundeswehr abzuschaffen. Aber die Personalkosten liefen weiter, dafür würden schon die Gerichte sorgen. Auch müsste die Bundesrepublik Deutschland wohl Milliardensummen an die NATO-Staaten zahlen, die ihre Soldaten zu Kampfeinsätzen schicken. Natürlich wäre das kein Zustand. Berlin müsste auch dafür zahlen, dass Verbündete künftige deutsche Soldaten bei sich ausbilden: für eine Bundeswehr, die irgendwann einmal etwas taugt.

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