Aus dem Schatten

Kino Pedro Costas Film „Vitalina Varela“ ist Kolonialismus-Kritik in Form von Licht und Dunkel und leisen Monologen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 37/2020

Der Blick in die Tiefe zwischen der Häuserwand auf der linken und der Mauer auf der rechten Seite verliert sich schnell im Dunkel. Es ist, als ob diese schmale, sich zu einem kleinen Platz hin öffnende Gasse alles Licht verschluckt. Nur ein paar oberhalb der Mauer sichtbare Kreuze fangen das fahle Licht des Mondes ein und werfen es zurück. Ein erster Verweis oder auch eine erste Erinnerung an den seither alles bestimmenden Moment auf dem Kalvarienberg, in dem das Licht auf Jesu Gesicht die Welt in zwei Hälften geteilt hat. Den Schatten des irdischen Verrats, die Judas mit seinem Kuss heraufbeschworen hat, steht das sanfte Strahlen himmlischer Versprechungen gegenüber. Doch das kann das Schattenreich der menschlichen Existenz kaum erhellen. So bleibt es also bei den