Ausnahmezustand als Regel

Im Gespräch Der FDP-Politiker Gerhart Rudolf Baum über 1968, den Deutschen Herbst und die Deformation der liberalen Demokratie zum Präventionsstaat
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KARIN FISCHER: Herr Baum, die RAF-Dokumentation von Stefan Aust und Helmar Büchel in der ARD hat doch den Eindruck hinterlassen, dass sich der Staat im Krieg gegen die Terroristen befand. Mir fehlte dabei der mentalitätsgeschichtliche Hintergrund, also die Frage, was seit ´68, auch durch die RAF, in den Köpfen der Menschen passiert ist.
GERHART R. BAUM: Diese Zeit wurde dominiert von einer großen Protestbewegung, die auch internationale Kontakte hatte, es gab die Studentenbewegung in Berkeley, in Frankreich, der Vietnam-Krieg spielte eine Rolle und bei uns die Notstandsgesetzgebung. Schließlich wurden im Rahmen des Radikalenerlasses vom Verfassungsschutz Hunderttausende von Informationen über die politische Betätigung junger Leute gesammelt und heran