Avantgarde des Rückzugs

neuland In seinem Buch "Luxus der Leere" macht der Architekturkritiker Wolfgang Kil streitbare Vorschläge zur ostdeutschen Stadtsanierung
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Wer einmal die Reichenbacher Straße in Zwickau vom modernen Hotel am Stadtrand bis zum Hauptbahnhof entlang gelaufen ist, braucht im Grunde genommen Wolfgang Kils Zustandsbericht über die Verödung ostdeutscher Städte durch Abwanderung nicht mehr zu lesen. Er ist durch Anschauung "geheilt". Vor allem von Visionen und Hoffnungen. Der Spaziergänger geht an einer Industriesiedlung vorbei, deren braun gewordene Backsteinhäuser mit offenen Fensterhöhlen grüßen, aus denen zuweilen noch eine Gardine weht. Im Sinne jenes Witzes, in dem jemand fragt, wo es denn zum Aufbau Ost gehe: "Immer den Bach runter."

Diesem zutreffenden Stimmungsbild gibt der Autor jedoch nicht nach, sondern er fragt zum Ende seiner minutiösen Auflistung des Verfalls, der Abriss