Balancieren auf der Zeitachse

Abweichler und Komplize Zum Tod des Malers Werner Tübke
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Gerade wegen seines gewundenen sozialistischen Gangs hielt das offizielle Kunstleben in der DDR manche Überraschung bereit. Das Publikum einer der großen Dresdner Kunstausstellungen beispielsweise staunte nicht schlecht, als es, eingeschworen auf Volksverbundenheit und Parteilichkeit, statt einer heroisch in Öl gepinselten nackten Bestarbeiter-Phalanx in halleschem Knitterstil eines scheinbar aus der Zeit gefallenen Brigadebildes von Werner Tübke ansichtig wurde, das zudem noch in unmittelbarer Nähe einer weiteren artistischen Glanzleistung, des Gemäldes Bildnis eines sizilianischen Großgrundbesitzers mit Marionetten hing.

Tübkes Gruppenbild von 1972, wie für die Ewigkeit mit Tempera auf Leinwand gemalt und auf eine Holztafel aufgezogen, zeigt ei