Begibt sich Indien unter die Obhut der Weltmacht, Frau Ghose?

Nachgefragt Die USA fordern vehement, dass Indien in zivilen nuklearen Fragen endlich mit Washington kooperiert. Wird Delhi noch zur Amtszeit von Bush einen ...

Die USA fordern vehement, dass Indien in zivilen nuklearen Fragen endlich mit Washington kooperiert. Wird Delhi noch zur Amtszeit von Bush einen entsprechenden Vertrag unterzeichnen?
Es wird knapp. Zumal der Vertrag in Indien umstritten ist: Während die Linken vor einem US-Kuratel warnen, fürchten die Rechten um strategische Optionen und das Waffenprogramm.

Wer hat Ihrer Ansicht nach Recht?
Keiner von beiden. Seit 30 Jahren verletzt die nukleare Frage wie ein feiner Dorn unsere Beziehungen zu den USA. Dabei ist Stabilität nötig. Und wenn wir den Vertrag unterzeichen, machen wir uns nicht zu Alliierten der Amerikaner.

Warum ist der Vertrag für Indien so wichtig?
Wir sind abhängig von Kohle, Gas und Öl. Zugleich braucht das Land stetig mehr Energie. Kürzlich demonstrierten die Menschen sogar, weil es an Strom mangelte. Wir hoffen auf energiepolitische Unabhängigkeit und den Transfer von nuklearem Hightech.

Stichwort Kuratel: Kritiker sagen, dass sich Indien bereits 2005 den USA beugte - es hatte sich dafür ausgesprochen, den Iran vor den UN-Sicherheitsrat zu laden.
Indien und Iran verstehen sich traditionell gut, außer in nuklearen Fragen. Wir wollen keinen atomar hochgerüsteten Iran, aber wir behandeln Teheran mit dem Respekt, der einer alten Zivilisation gebührt.

Vor zwei Wochen forderten die USA erneut, dass Indien härter mit dem Iran umgehen solle. Aber statt Teheran zu drängen, das Atomprogramm aufzugeben, verhandelt Indien über eine neue Gasleitung.
Wir brauchen das Gas, ich bin aber kritisch, ob die Pipeline der indischen Energiesicherheit dient. Denn sie führt durch Belutschistan, ein schwieriges, unsicheres Gebiet in Pakistan. Man nennt die Leitung jetzt "Pipeline der Freundschaft" und der Regierung ist sie sieben Milliarden Dollar wert.

Gefährdet der Vertrag mit den USA das indische Waffenprogramm?
Das sehe ich nicht. Wir haben mit China und Pakistan zwei Kernwaffenstaaten in der Nachbarschaft. Die Bedrohung erstreckt sich über die Städte bis zur südwestlichen Küste. Uns wurde eine Bewaffnung aufgenötigt. Zum Glück verbesserten sich die Beziehungen zu Pakistan in den vergangenen fünf Jahren. Unsere große Herausforderung sehen wir in China, das uns wirtschaftlich weit voraus ist.

Die Fragen stellte Dirk F. Schneider

Arundhati Ghose vertrat Indien als Botschafterin bei den Vereinten Nationen.

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