Bericht aus Berlin

Kehrseite III Nicht in der Höhe des ersten Stocks, auch nicht mit fast geschlossenen Augen, den Kopf nach rechts geneigt, einem gelben Wärmeschwall nachhängend. ...

Nicht in der Höhe des ersten Stocks, auch nicht mit fast geschlossenen Augen, den Kopf nach rechts geneigt, einem gelben Wärmeschwall nachhängend. Ohne langsame Drehungen um die eigene Achse, nein, frischvorwärts den Gehsteig entlang. Keinen Winkel von zwei oder drei Grad, der dich irgendwann mit der linken Schulter am Rauputz entlang schleifen lässt. Das ist doch das Mindeste. Die Sohlen müssen das Pflaster berühren, müssen Lederpartikel abgeben und erhalten dafür braunen Berliner Sand, mit dem fein gemahlenen Kot Berliner Hunde, die gar nicht wissen, dass sie Berliner sind. Schnurgerade den Gehsteig entlang, nur dann erreichst du deine Haustür und den Fußabstreifer vor deiner Wohnung. Er wird einen Teil des Mitgebrachten aufnehmen.

Der andere Teil wartet auf dem Boden des Flurs, den du nachts um drei barfuß betreten wirst, um Staub mit in dein Bett zu nehmen. Staub zu Staub, dein Schlaf wird tiefer sein. Ein wacherer Leser der Zeitungen wird auftauchen am nächsten Tag im Café.

Rupprecht Mayer, Jahrgang 1946, ist Sinologe. Er lebt und arbeitet in Shanghai.


Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden