Besser als alles andere

Süd- und Nordkorea Bei den Winterspielen lacht und klatscht die Schwester Kim Jong-uns einträchtig mit dem linksliberalen Präsidenten Südkoreas. Das ist nur zu begrüßen
Ausgabe 07/2018
Kim Yo-jong spielt der Sonnenschein-Politik des südkoreanischen Präsidenten in die Hände
Kim Yo-jong spielt der Sonnenschein-Politik des südkoreanischen Präsidenten in die Hände

Foto: Ronald Martinez/Getty Images

Lob von der falschen Seite ist schlimmer als Tadel. Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un bedankte sich bei Südkorea überschwänglich für den freundlichen Empfang für seine Schwester und andere ranghohe Politiker zum Auftakt der Olympischen Winterspiele. Südkoreas Präsident steht jetzt zu Hause mitunter in der Kritik: Moon Jae-in habe dem Regime in Nordkorea zu viele Zugeständnisse gemacht. Er habe die Spiele als Propagandashow an den Norden verschenkt. Die nordkoreanische Delegation hat bei ihrer Abreise viele Fragen und eine heftige Debatte hinterlassen.

Vor allem Kim Yo-jong hat den anderen Besuchern, inklusive der Sportler, die Show gestohlen. In ihrer kühlen Schönheit und abgezirkelten Professionalität wirkte sie nicht wie die Schwester Kim Jong-uns, sondern wie dessen Gegenbild. Sie saß bei Veranstaltungen einträchtig mit Moon lachend und klatschend auf der Tribüne.

Sollte ein demokratischer Politiker mit solchen Leuten überhaupt reden? Die Kims unterdrücken ein ganzes Land; ein falscher Witz führt ins Lager; wer widerspricht, wird erschossen oder mit Nervengas getötet, wie der Bruder der beiden Kims.

Moon war fest entschlossen, gute Miene zum bösen Spiel zu machen – die Annäherung ist der wichtigste Baustein seiner neuen Sonnenschein-Politik. Er tut damit genau das Richtige. Moon strebt ein sicheres und stabiles Umfeld für sein Land an, eine Normalisierung. Dieser Zustand wird nicht eintreten, solange Nordkorea ein Außenseiter bleibt, der sein Heil in der Aufrüstung sucht. Der harte Ansatz und eine Demonstration der Stärke, wie sie in der US-Regierung unter Donald Trump ihre lautesten Fürsprecher haben, führt in keinem Szenario zu langfristiger Sicherheit.

Moon verärgert mit seiner Politik also Trump, doch das schreckt den Linksliberalen nicht und vermag ihm sogar Pluspunkte einzubringen; er hatte ja mit einem Wahlkampf Erfolg, in dem er mehr Eigenständigkeit gegenüber den USA versprach. Eher steht seine Glaubwürdigkeit auf dem Spiel. Was, wenn Kim für Nordkorea Wirtschaftshilfen aushandelt und dennoch weiter aufrüstet?

Die Chancen überwiegen trotzdem. Kim hat durch seine Freundlichkeitsoffensive eine Lücke in Nordkoreas Isolation gegenüber der restlichen Welt gerissen. Das ist besser als alle anderen Optionen.

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