1989: Besser wegsehen

Zeitgeschichte Zum 40. Jahrestag steckt die DDR in einer tiefen, existenzbedrohenden Krise. Tausende flüchten – aber das Politbüro will sich das Jubiläum nicht verderben lassen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 38/2014

Unterschwellig war eine gewisse Bedrücktheit da“, erinnerte sich Günter Schabowski 1991 an die Stimmung unter den SED-Politbüromitgliedern im Spätsommer 1989. Doch die wenigsten unter ihnen wagten es, sich einzugestehen, dass die DDR kurz vor ihrem 40. Jahrestag einer existenziellen Krise ausgesetzt war. Bereits im April 1987 hatte der sowjetische Parteichef Michail Gorbatschow bei einer Rede in Prag die Breschnew-Doktrin de facto zu Grabe getragen. Sie garantierte den Bestand sozialistischer Regierungen in Osteuropa, sollten die durch Unruhen gefährdet sein. Im Zeichen von Glasnost und Perestroika galt das nun nicht mehr.

Wer in der SED-Führung Gorbatschows Credo von der politischen Selbstbestimmung der Partnerstaaten verdrängt hatte, musste sich im