Ich auch. Ich habe auch #metoo auf meine Pinnwand geschrieben. Der Hashtag-Protest erschütterte erst die Traumfabrik Hollywood, dann auch die Theater- und Filmbranche Deutschlands und zieht immer weitere Kreise. Die ehemalige Skifahrerin Anja Pärson berichtet von traumatischen Erfahrungen, Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries kritisiert misogynes Verhalten in der deutschen Wirtschaft. Der britische Verteidigungsminister Michael Fallon und der Gründer der österreichischen Grünen Peter Pilz treten zurück. Sexismus überall. Und durch die mediale Aufmerksamkeit bleibt dieser zumindest momentan nicht folgenlos.
Frauen müssen sich ständig wehren, damit Machtverhältnisse am Arbeitsplatz oder anderswo nicht zu ihren Ungunsten ausgenutzt werden. In Bereichen, in denen es viel um Körper und Emotionen geht, wie beispielsweise am Theater, der Bereich, in dem ich arbeite, können Übergriffe besonders gut kaschiert werden. Schon auf der Schauspielschule wird – direkt oder indirekt – vermittelt, dass der Körper das Kapital ist, mit dem die Frau sich um Arbeit bewirbt – Talent kommt erst an zweiter Stelle.
Männer bekennen sich unter #ihave zu begangenen Übergriffen oder geloben mit #iwill Besserung. Kein Wunder, dass sich einige von dem Hashtag pauschal angegriffen fühlen – sie konnten das Thema bisher mit Leichtigkeit übersehen. Dass Harvey Weinstein und Michael Fallon ihre Handlungen damit begründen, sie hätten ihre Manieren in einer anderen Zeit gelernt, zeigt deutlich, wie sehr die machtvollen Kreise in Politik und Wirtschaft von altgedienten Männerriegen beherrscht werden.
Es braucht ein Umdenken von unten
Was mir auf den Magen schlägt, ist etwas Anderes: Während die schwarze Frauenrechtlerin Tarana Burke den Slogan schon vor Jahren prägte, bekam der Hashtag erst mit der weißen Schauspielerin Alyssa Milano Aufmerksamkeit. Die öffentliche Solidarität und Verschwesterung richtet sich an weiße, gut ausgebildete Frauen und funktioniert deswegen so gut. Zudem gab es mit #YesAllWomen oder #BeenRapedNeverReported bereits Online-Kampagnen zu dem Thema, die keine derartige Aufmerksamkeit bekamen – offensichtlich, weil sie aus einer weniger prominenten Ecke kamen.
Ich überlege, mein Hashtag-Statement einfach wieder zu löschen, aber etwas hindert mich daran: Mir ist passiert, was mir passiert ist, und #metoo gibt meinem Schmerz ein Zuhause. Dass die, die Straftaten begangen haben und lange durch Schweigen geschützt wurden, nun zu Verantwortung gezogen werden, ist gut. Doch es braucht auch ein Umdenken von unten. Hashtag-Proteste können lediglich digitale Ankerpunkte größerer Bewegungen sein wie zum Beispiel bei #BlackLivesMatter. Das wünsche ich mir auch für #metoo – digitale Gruppentherapie und öffentliche Bandenbildung statt vereinzelter Outings. Raum für das Infragestellen verschiedener Machtverhältnisse.
Seit kurzem gibt es tatsächlich Ausbrüche aus der medialen Form der persönlichen Bekennung einzelner Prominenter und einzelner Männer, die sich verantworten müssen: Beim diesjährigen Miss-Peru-Wettbewerb gab jede Teilnehmerin anstelle ihrer Körpermaße – Brustumfang etc. – erschreckende statistische Zahlen zu frauenfeindlicher Gewalt im Land zu Protokoll. Am gleichen Tag demonstrierten Tausende, vor allem Frauen, in verschiedenen Städten Frankreichs unter dem Schlagwort „Moi aussi“ und trugen den Protest damit auf die Straße. Auf dass #metoo weiter Wogen schlägt und zu einem solidarischen Gesprächsraum beiträgt, in dem, so wie Burke den Slogan auffasst, geteilte Wunden besser heilen können.
Kommentare 18
Karoline Kebekus hat es in einem Sketch auf den Punkt gebracht: wenn ich (Frau) das will, ist das ok. Wenn ich dazu gezwungen werde, nicht!
Letzteres ist leider oft der Fall in allen Lebensbereichen. Es ist gut, darauf aufmerksam zu machen. Nur so kann sich etwas ändern.
Yeah, Shitstorm statt Gerichtsverfahren. Kann ein bisschen Lynchen Sünde sein?
Das müssten Sie doch nun auch mal geschnallt haben, dass es nicht um Lynchen geht und dass nicht alles strafrelevant ist, was hier verhandelt wird. Und wer wird denn gelyncht in diesem Beitrag, wer denn?
Und wissen Sie, wie ungerecht auch Gerichtsverfahren sein können? wie selten veruteilt wird?
https://www.teckbote.de/nachrichten/lokalnachrichten-zwischen-neckar-und-alb_artikel,-juristisch-war-es-keine-vergewaltigung-_arid,204198.html
Hier hat bei Fefe der Einsender dieses Links wie folgt kommentiert:
https://blog.fefe.de/?ts=a70a9a75
Der Einsender - bei fefe - fasst den Fall wie folgt zusammen:
"Männer, wer von Euch wegen Vergewaltigung verurteilt wird, ist schlicht und einfach gesagt einfach zu Blöde und hat sich noch nie mit dem Sexualstrafrecht beschäftigt. Wenn ihr also eine Frau haben wollt, geht folgendermassen vor:
Überfallt die Frau eurer Begierde nachts, schlagt sie nieder, haltet ihr ein Messer an ihren Hals, schleift sie an den Haaren in euer Auto und fesselt sie mit Kabelbinder, fahrt in einen einsamen Wald und droht sie (mit dem Teppichmesser an ihrem Hals) sie jetzt schmerzhaft von hinten zu vergewaltigen und anschließend umzubringen. Wenn die Frau jetzt Angst vor schweren Verletzungen und Tod hat und sagt, sie würde sich nicht wehren wenn ihr sie von vorne nehmt, legt das Messer zur Seite und geniest den Sex. Strafrechlich ist das Weglegen des Messers als strafbefreiender Rücktritt von einer Straftat zu werten. Ausserdem kam der Vorschlag über die Art und Weise des Geschlechtsverkehrs ja von der Frau, also war der Sex einvernehmlich.
Er schließt noch die Frage an, wo hier eigentlich der Aufschrei bleibt, die Gina-Lisa-Fangroups, die Frau Schwesig, der Herr Maas.
Ich vermute mal, von dem Fall hat schlicht noch keiner was gehört. Der Bericht ist von Anfang August, ich habe davon nichts mitgekriegt. Warum eigentlich nicht? Viel krasser geht es ja wohl kaum noch. Zitat aus dem Artikel:
Dieser Sex sei deshalb keine Vergewaltigung im Sinne des Strafrechts gewesen. Geblieben waren die Geiselnahme und die vorsätzliche Körperverletzung.
Die verhängten zwei Jahre Haft wurden zur Bewährung ausgesetzt und der Angeklagte sofort freigelassen. Als Bewährungsauflage muss er 2 000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung zahlen. "
Dieser Blogtext selbst ist kein Lynchen, völlig richtig, er verteidigt aber das, was den Kern von Hashtag-Kampagnen à la #metoo ausmacht. Öffentliche namentliche Beschuldigung ohne Beweise außer der jeweiligen Zeugenaussage in eigener Sache, dabei billigend in Kauf nehmend, dass den Beschuldigten sofortige schwere soziale Konsequenzen drohen, und alles ohne dass irgendein Gericht der Welt geprüft hätte, ob irgendetwas davon stimmt. Das ist bereits Beweislastumkehr, ohne dass im Gebrüll der Anklage überhaupt auf entlastende Stimmen oder Aussagen gehört würde, und da die Konsequenzen, die den Angeklagten treffen, unmittelbar aus der Anschuldigung resultieren und nicht auf einem Urteil beruhen, ist das so nahe dran am Lynchen, wie das in unserer moralisch so hochwertigen Zeit nur sein kann.
Daran ändert sich auch nichts durch den Umstand, dass Gerichte ihre Arbeit nicht immer in angemessener Weise durchführen. Dann muss das behoben werden, aber dieses Beheben kann nicht so aussehen, dass Beweislastumkehr zum Standardverfahren wird.
Warum verwenden Sie und andere Feministinnen sich politisch nicht dafür, dass in derartigen Verfahren Wahrheitsseren, Lügendetektoren und Gehirnscanner eingesetzt werden? Die Lösung dieser ganzen Problematik liegt nicht in der Gesetzeslage, die ist ausreichend, sondern in der Nachweisfrage. Ich hatte Ihnen diese Frage vor Jahren schon mal gestellt, und damals haben Sie nicht darauf geantwortet. Will man gar keine saubere Aufklärung? Will man, dass die Behauptung der Beweis sei? Aber Achtung, das wäre ein zweischneidiges Schwert.
Das Problem ist, dass der Nachweis in der Tat schwierig ist. Und - leider - in den meisten Fällen ist aus diesem Grunde das, was Sie eine "saubere Aufklärung" nennen, immer anfechtbar. Allerdings - im realen Leben, nicht im medialen - geht die Entscheidung eher zugunsten der Angeklagten. Die beste Beweislage entsteht übrigens, wenn die Frau schwer verletzt oder tot ist. Im Fall, den ich verlinkt habe, wäre die betroffene Frau dann auch besser "dran" gewesen.
Dann spart man sich auch die "Wahrheitsseren, Lügendetektoren und Gehirnscanner". Ein solcher Vorschlag wie der Ihre hat was von Hohn, muss ich sagen. Warum eigentlich?
Wenn sich Frauen über sexuelle Übergriffe äußern, wäre es gesellschaftlich gut, wenn man unvoreingenommen erstmal davon ausgeht, dass ihre Angabe begründet ist. Statt sofort - wie eine Sirene- zu unterstellen, dass Frauen sich das nur ausdenken und "gar nicht" beweisen können.
Das ist eine Generalunterstellung an "die Frauen". Daran krankt die Gesellschaft und nicht an den armen, sozial geächteten Männern. Die kommen so schnell nicht aus dem Gleis. Die haben doch Ihre volle Solidarität, solange man nichts beweisen kann. Oder solange die sexuellen Belästigungen nicht justiziabel sind? Die meisten Frauen übrigens, die sich zu #metoo äußern, nennen gar keine Namen. Es geht ihnen eher um das Erlebnis und das gesellschaftliche Klima, in dem das alles stattfindet.
Vermutlich habe Sie mich missverstanden. Wahrheitsseren u.dgl. möchte ich nicht bei den anklagenden Frauen zur Anwendung bringen, sondern bei den bestreitenden Männern. Was kann man ernsthaft dagegen einwenden? Wollen Sie eine saubere Klärung oder nicht?
Auch ihre "Generalunterstellung an die Frauen" trifft das Problem nicht. Es geht nicht um eine Unterstellung an irgendwen, sondern darum, dass eine Straftat so objektiv wie möglich nachgewiesen oder widerlegt wird, mithin das, was in jedem Strafverfahren zentrales Anliegen ist oder zumindest sein sollte.
Gegen Ihre Aussage, den Frauen würde unterstellt, dass sie sich das nur ausdenken, möchte ich mich verwahren, falls Sie dabei mich im Blick haben sollte. Es geht nur nicht, eine Behauptung als Beweis zu werten. Das ist der Einstieg in einen Unrechtsstaat. Jeder Frau steht in westlichen Industrienationen der Weg zu einem Gerichtsverfahren offen, und wenn es genügend viele dieser Verfahren gibt, wird das mehr bewirken als Hashtags. Aber wenn man natürlich von "den Frauen" und für "die Frauen" spricht, mag es so sein, dass Einzelfallklärungen etwas hinderlich für die Empörung sind.
Um wem meine Solidarität gilt, davon wissen Sie nicht das Geringste.
Thea Dorn auch nur eine Trittbrettfahrerin? Jedenfalls hat sie sich mit 'Das ist ein neuer Totalitarismus" laut zu Wort gemeldet. Dorns Einwand allerdings, Kunst sei keine ‚Benimmschule‘ ist jedenfalls selten dumm, denn er zielt am Thema vorbei. Es geht ja nicht nur um 'Kunst' und auch nicht um 'Benimm'. Denn weder Produzenten, Schauspieler, Regieseure u a. handeln aus künstlerischen Gründen, wenn sie, machtverliebt, notgeil oder nur gelangweilt, sich schwerer Integritätsverletzungen schuldigmachen, indem sie Frauen und/oder Männer sexuell belästigen, nötigen oder gar vergewaltigen. Es ist auch kein Rückfall in die 50er Jahre, wenn ein Heer von Schweigern_innen, Ignoranten_innen dieses System resp. diese milliardenschwere Industrie mit Besetzungscouch (s. Monroe oder James Dean) immer noch bedient.
In dem Zusammenhang stört mich, dass Einzelne nun schuldig oder auch nicht, an den Pranger gestellt werden und mit ihnen nicht ein versautes, korrumpierendes System. Wenn z.B. Kevin Spaceys Verträge gecancelt werden, dann geschieht das nicht aus ‚Benimmgründen‘ oder weil seine Arbeit nichts mehr wert sein sollte/könnte, sondern weil die Macher_Innen um Kassengift wissen- wenigstens derzeit.
Die Perfidie jedenfalls, mit der sich die B/C-Schauspielerin Alyssa Milano es nicht vermochte sich der Urheberin und schwarzen Frauenrechtlerin Tarana Burke anzuschließen, sondern sich, um der eigenen Publicity willen und ohne auf nennenswerte Kritik zu stoßen, die Kampagne unter den Nagel reißen konnte, lässt auf 'wenig Nachhaltigkeit 'hoffen.
http://www.deutschlandfunkkultur.de/thea-dorn-zur-sexismus-debatte-das-ist-ein-neuer.1008.de.html?dram%3Aarticle_id=400306
Heilige Maria und Josef. Die Männchen werben, die Weibchen wählen. Grob vereinfacht. So ist das seit jeher. Und weil Männchen schöner sind als Weibchen, müssen sie sich nicht schminken. Nur ein bisschen rasieren und für Muckis sorgen. Das Konzept gerät aus dem Ruder, wann und wo Weibchen nicht umworben werden wollen oder Männchen nicht wahrhaben können oder wollen, dass sie nicht gewählt werden/wurden. Das ist total langweilig und reicht nicht als Plot für einen Porno. Darin nimmt sich immer jemand, was er (m/w/x) gerade braucht. Oder es bekommt jemand, was er (m/w/x) mutmaßlich verdient. Einfach so. Im wahren Leben ist Einvernehmen herzustellen, von jedermann (m/w/x), zu jeder Zeit, allerorten. Aber das Herstellen von Einvernehmen ist ein Prozess. Wenn jemandem etwas nicht passt, hat er (m/w/x) bitteschön den Mund aufzumachen. Und zwar so unverzüglich wie möglich. Was derzeit mitunter um #MeToo geschrieben wird, ist im Kopf nicht auszuhalten. Und nahezu nichts von dem, was geschrieben wird, bildet sich in meinem Umfeld (Familie, Freunde, Arbeit) ab. Wofür ich Gott dem Herrn von Herzen danke. Wenn doch mal was ist, bin ich aber der erste, der sich einsetzt. Für andere wie mich selbst, ohne an etwaige Konsequenzen zu denken. Bevor ich mich beruflich an Schweinen hochschwieg und mir nach 30 Jahren dann "plötzlich einfiel", dass mir Leid zugefügt wurde, versönk ich im Boden vor Scham. Ganz wirklich. Das Rad wird wieder nicht gedreht, sondern vergnüglich überdreht. Deshalb rede ich ab sofort nicht mehr mit Frauen. Ich gucke auch keine mehr an, die nicht vollverhüllt ist. Und Händeschütteln fällt auch flach. Zu gefährlich. Ihr schützt euch - ich schütze mich.
Wahrheitsseren, Lügendetektoren und Gehirnscanner sind - halten zu Gnaden - absolute hirnrissige Ideen und die Frauen tun gut daran, solche Forderungen nicht zu stellen. Dass es dabei um die Beschuldigten geht, war mir schon klar.
Aber zu solchen Anwendungen gehörte nmlich auch ein entsprechendes objektives Unrechtsbewusstsein. Wenn ein Mann der Meinung ist , er habe nur einen - kokettierenden - Widerstand überwunden, werden die Zeiger wohl nicht aussschlagen. Wenn eine Frau in ihrer Not - wie in dem verlinkten Fallle - so tut, als wolle sie sich versöhnen, damit der Gewalttäter die Waffe aus der Hand legt und sich ihm ergibt, damit er sie wieder freilässt, dann hat der kein "Unrechtsbewusstsein", sondern deutet das auf seine Weise. Das Gericht dort übrigens auch. Da wurde mit dem Termnius einverständliche Vergewaltigung agiert.
Dass jeder Frau der Weg in ein Gerichtsverfahren offensteht, ist mir hinlänglich bekannt. Wie schwer es für Frauen ist, so ein Verfahren halbwegs unbeschädigt zu überstehen, war heute u. a. ein Thema bei "Anne Will". Danke, dass Sie mich an den Sinn von Strafverfahren erinnert haben. Aber, trotzdem entsteht dabei nicht immer ein gerechtes Urteil. Und dass Aussagen von Geschädigten in so einem Prozess sehr unangenehm sind und - zuallerallerallerallerst - die Glaubwürdigkeit der betroffenen Frau eine Rolle spielt, sowie sie ja auch in den Medien das wichtigste Thema ist und nicht die Gewalt, die ihr angetan wird.
Ich bin genau wie Sie für Einzelfallklärungen, was denn sonst. Ich finde aber gut, dass #Metoo ein Problem behandelt, dass ja nicht immer mit justiziablen Vorgängen zu tun hat. Es hat mit einem Klima zu tun.
"Aber zu solchen Anwendungen gehörte nmlich auch ein entsprechendes objektives Unrechtsbewusstsein."
Nein. Es gibt Methoden, um diese Tests zu knacken, aber dafür ist ein hartes Spezialtraining vonnöten, das normale Menschen nicht haben. Und es geht dabei nicht um Eingeständnis von Schuld. Es geht um die Klärung dessen, was faktisch passiert ist. Dazu sind derartige Möglichkeiten überaus befähigt . Über die Schuldfrage entscheidet dann immer noch das Gericht, aber es würde zumindest nicht schon daran scheitern, dass sich gar nicht erst nachweisen lässt, was passiert ist.
Klima ist meines Wissens nach bislang nicht strafbar. Ich stimme Ihnen aber zu, dass dies ein Thema ist, das dringend aufgearbeitet werden muss. Welche Maßnahmen daraus abzuleiten sind, ist nochmal eine andere Frage, weil eben weder die Männer noch die Frauen über einen Kamm geschoren werden können. Und noch etwas: Ein Klima allgemeinen gegenseitigen Wohlwollens finden Sie so gut wie nirgends auf der Welt, bei nichts. Sie finden statt dessen überall hierarchische Gefälle und davon abgeleitete Privilegien. Warum könnte es ausgerechnet in den Beziehungen zwischen Männern und Frauen anders sein?
ja, vollste zustimmung von einem urbanen menschen,
der aber immer noch einräumt,
obs nicht doch noch "unschuldige vom lande" gibt,
denen das widersprechen nicht erlaubt wurde....
naivität kann produkt von drill sein.
oder?
|| naivität kann produkt von drill sein ||
Bestimmt. Und natürlich gibt es ihn, den strukturellen Sexismus. Und die Schweigespiralen. Hollywood steht Modell für die Wirkweise eines (solchen) Systems. Allerdings funktionieren (solche) Systeme nur, wenn alle Rädchen fleißig mitspielen. Auch die Opfer. Und es ärgert mich unheimlich, wie im Schwarm-Schatten so viele um die Ecke kommen, mit teilweise Jahrzehnte-alten Berichten, und sich keinerlei Mitschuld am Herstellen und Aufrechterhalten des Systems bewusst sind. Dennoch sind die Opfer natürlich die Opfer. So oder so. Aber wie das Ganze medial verquirlt wird, treibt mir die Zornesröte ins Gesicht. Mit Fremdscham ist es nicht getan, wenn ich z.B. lese:
|| Überhaupt, die armen Männer! Sie sind doch die eigentlichen Leidtragenden der aktuellen #MeToo-Debatte. "Ärgernisse", wie dumme Anmachen, unverlangt zugesandte Blumensträuße oder im Suff geschriebene SMS, so die These eines weiteren konservativen Feuilleton-Mannes, müssten plötzlich als eklatante Beispiele für Sexismus herhalten. Ja, endlich, möchte man ihm zurufen, und das ist auch gut so. Denn was sind diese, kaum verharmlosend als "Ärgernisse" titulierten Beispiele denn bitte sonst, als Kennzeichen für genau diesen subtilen, strukturellen Sexismus, der Frauen und Männern immer noch aus jeder Pore der Gesellschaft entgegenwabert. || (link)
Das ist so dämlich, dass ich, als "natürlicher Verbündeter der Frauen" (wie D. v. W. zu sagen pflegte), auf die Tour noch zum Sexisten werde. Was nicht wahr ist, weil die Kacke, die medial gequirlt wird, sich, wie schon gesagt, in meinem Umfeld nicht abbildet. Und ich habe ein überaus durchschnittliches, stinkend normales Umfeld. Allein von Karriere-fixierten Ego-Shootern (m/w/x) bin ich nicht umgeben. Das wird der große Unterschied sein. Hollywood, das politische Berlin, die erste Liga der Empörungs-Journaille, die Teppichetagen irgendwelcher Großkonzerne - das sind alles nicht meine Welten. Die sollen alo gefälligst dabei schreiben, dass das IHRE Probleme sind. Denn wir hier unten haben ja nichts, das wir verlieen könnten, wenn wir uns gegen übergriffige Kollegen (m/w/x) zur Wehr setzen müssten, nicht wahr.
Selten sowas dämliches gelesen.
Ich glaube Sie haben von dem Problem, das unsere Gesellschaft hat, gar nichts verstanden. Es geht ja nicht darum, dass da zwei erwachsene Menschen aneinander vorbeireden, etc.
Es geht darum, dass wir in einer Welt leben, in der Kinder bereits sexualisierte Gewalt erfahren (sowohl Mädchen als auch Jungen), diese prägen sie dann für das Leben und schaffen eine Gesellschaft, in der eine 30-Jährige eben keine Vergewaltigung mehr anzeigt, weil sie seit ihrem 12 Lebensjahr anzüglich bewitzelt, lüstern betatscht und begrapscht wurde und so gelernt hat, dass ihr Körper eine Zone der ständigen Angst für sie ist. Dass ihre Sexualität nicht ihr gehört und nur Instrument ist, um etwas zu erreichen oder eben nicht.
Es gehrt darum, die Spirale der sexualisierten Gewalt zu druchbrechen, die Mädchen zu lebenslangen Opfern macht, und Jungen, die Opfer waren entweder ebenfalls zu lebenslangen Opfern, oder, wie im Fall von Kevin Spacey, zu Tätern werden lässt.
Äh, sorry Magda, Mein Kommentar bezog sich auf Janto Ban, nicht auf Sie.
Sorry, wie gesagt, mein Kommentar bezog sich nicht auf Ihren, sondern auf Janto Bans.
@ CS Spuhr
Kevin Spacey zu Täter werden lässt..... weil er selbst ein Opfer war???
Da muss ich an ein Gespräch vor 14 Tagen mit meiner 85 jährigen Mutter denken, als ich Ihren text gelesen habe. Meine Mutter erklärte mir, nachdem ich sie gefragt habe, warum z.B. in den letzten fast 20 Jahren, sie nicht einmal mit meiner Schwester über den Mißbrauch, den unser Vater an uns begangen hat, gesprochen hätte! Antwort meiner Mutter: Sie hätte ja mit Ihrem Mann darüber gesprochen und wir 2 sollten doch bedenken, das unser Vater schliesslich auch ein Opfer gewesen wäre!!!
Ach mit dem Täter konntest du dich auseinandersetzen, aber nicht mit deinen Töchtern (Opfern)...
Ich selbst habe meinen Vater erst mit 40 Jahren familiär bl0ß gestellt , weil unsere Gesellschaft so gestrickt ist, das ich meine Glaubwürdigkeit hätte beweisen müssen...... wie , wenn mir in meiner Kindheit vom 8 - 14 lebensjahr
die Erinnerung fehlt... aus Selbstschutz! Posttraumatische Belastungsstörung ein ständiger Begleiter meines Lebens sein wird.....
Die Spirale der sexualisierten Gewalt zu durchbrechen, Umdenken in unserer Gesellschaft, wenn ich das noch erleben sollte .... Hut ab!!!
Volle Zustimmung von meiner Seite!