Björk - die gute Spekulantin

Finanzkrise in Island Die Banken pleite, die Wirtschaft am Boden. Während die meisten Investoren ihr Geld aus Island abziehen, wirbt Pop-Ikone Björk für das Gegenteil

Es scheint nicht zusammen zu passen: Auf der einen Seite Björk, die verspielt-versponnene Künstlerin, die Islands Traumwelt der Elfe und Trolle entstammt - und auf der anderen Seite ein Investmentfonds, das Reich der Zahlen und des Kalküls. Aber die Wirtschaftskrise bringt festgezimmerte Überzeugungen ins Wanken und ermöglicht neue, ungeahnte Koalitionen. Sängerin Björk wirbt nun für einen Investmentfonds der isländischen Finanzierungsgesellschaft Audur Capital. Sie leiht dem Fonds nicht nur ihr Antlitz für Werbematerial, sondern auch ihren Namen. Der "Björk-Fonds" soll über etwa 600.000 Euro verfügen. Wie weit die Sängerin sich finanziell engagiert, bleibt allerdings geheim. "Es ist für mich eine große Ehre, dass der Fonds nach mir benannt wurde", sagte Björk der isländischen Tageszeitung "Morgunbladid".

Natürlich unterstützt die Pop-Elfe nicht irgendeine Investmentfirma, sondern engagiert sich politisch korrekt. Bei Audur Capital sind von den 17 Angestellten 15 Frauen. Das Unternehmen will "weibliche Werte in die Finanzwelt" bringen. Der "Björk"-Fonds soll vor allem umweltfreundliche, nachhaltige Projekte fördern. Denn Björk sieht die Krise auch als Chance - weg vom Ausbau einer Ressourcen-fressenden Industrie hin zu einer schonenderen Entwicklung. So hatte sie gleich zu Beginn der Finanzkrise angekündigt, sich künftig stärker für einheimische und umweltfreundliche Unternehmen einzusetzen. Ihren Landsleuten empfahl sie ihrem Beispiel zu folgen.

Vor dem Kollaps der Staatsbanken war Island ein beliebtes Investitionsziel für so genannte "grüne Fonds". Der Inselstaat bekam bei den Rankings für nachhaltiges Investieren regelmäßig Bestnoten. Mit den wachsenden Zweifeln an der isländischen Kreditwürdigkeit ist die Begeisterung, dort zu investieren, aber auch für grüne Fonds praktisch gegen Null gesunken. Schrammen bekam das positive Image zudem, als die Regierung gegen den Protest von Prominenten wie Björk den Bau eines Aluminium-Werks im Osten der Insel durchdrückte. Das Werk wird von einem Staudamm mit Energie versorgt, dessen Bau große Naturflächen und Rückzugsräume für Rentiere vernichtete.

Mit der Finanzkrise hat sich der Streit, um die wirtschaftliche Entwicklung noch verschärft. Die stromfressende Alu-Industrie will weitere Werke auf der Insel bauen, denn Island produziert mit Geothermal- und Wasserkraftwerken Energie im Überfluss. Strom ist hier so billig wie sonst nirgends. Die Regierung setzt trotz anhaltender Proteste von Umweltschützern auf den Ausbau der Aluminium-Produktion. Der Bau zwei weiterer Werke wurde gerade genehmigt.

Der "Björk-Fonds" wird diese Entwicklung nicht aufhalten können. Aber wenn Björk mit ihrem Engagement wieder die Lust auf grüne Investitionen auch von anderen Fonds weckt, wird sie damit wohl mehr bewegen als mit Protest-Konzerten gegen Aluminium-Werke.



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