Blauwale des Waldes

Redwoods Sie sind uralte Zeugen der Erde und tragen eine eigene Welt in ihren Kronen. Ein Buch über Baumriesen und Menschen, die sich ihrer Faszination nicht entziehen können

Der Verlag zum Buch:

Dieses fesselnde Buch entführt den Leser in ein völlig unbekanntes Universum, in die Wipfel der höchsten Bäume der Welt, der Redwood Trees an der Küste von Nordkalifornien. Sie zählen zu den ältesten Lebensformen der Erde, werden über 100 Meter hoch und über 2000 Jahre alt.
Einige mutige Aficionados wie der Botaniker Steve Sillett und der Millionärssohn und Supermarktangestellte Michael Taylor entwickelten schon in jungen Jahren eine anhaltende Faszination für diese Bäume. Während Sillett selbst die Bäume erkletterte und dort oben ein völlig unerforschtes Ökosystem entdeckte, verschrieb sich Taylor, der an Höhenangst leidet, der Aufgabe, den höchsten Baum der Welt vom Boden aus zu erforschen. Ihre Expeditionen sind beseelt von ungebremstem Entdeckergeist, der an Besessenheit grenzt und noch nicht einmal durch die Angst vor dem drohenden tödlichen Sturz in die Tiefe gemindert wird.

Leseprobe:

Eines Tages Mitte Oktober 1987 brauste ein hellblauer Honda Civic, ein klappriges Relikt der siebziger Jahre mit Nummernschildern des Bundesstaates Alaska, den Oregon Coast Highway Richtung Süden an der Küste entlang. Unterhalb der Straße sprühte Gischt um die Brandungspfeiler und erfüllte die Luft mit feinem Nebel. Der Wagen bog ab und hielt auf einem einsamen Parkplatz in Strandnähe.

Ein kräftig gebauter junger Mann stieg auf der Fahrerseite aus. Er hatte braunes Haar, in dem sich bereits graue Strähnen zeigten, und trug eine goldgefasste Brille, die ihm das Aussehen eines Intellektuellen gab. Sein Name war Marwood Harris, im vierten Jahr Student am Reed College in Portland, wo er sich für Englisch und Geschichte eingeschrieben hatte. Er trat an den Rand des Parkplatzes und öffnete seinen Hosenstall. Dann war ein plätschernder Strahl zu hören.

Unterdessen war auf der Beifahrerseite ein dünner, hoch aufgeschossener Jüngling aufgetaucht. Er hatte ein knochiges Gesicht, braune Augen und darüber eine Mähne sonnengebleichten braunen Haars; um den Hals trug er ein Fernglas. Scott Sillett, einundzwanzig, studierte im dritten Jahr an der Universität von Arizona und war während der Semesterferien zu Besuch in Oregon. Er setzte das Fernglas an die Augen, um einen Schwarm Strandvögel zu beobachten, die durch die Gischt liefen.

Das Wageninnere des Honda Civic war aus blauem Vinyl, die Rückbank bis zu den Fenstern mit Campingausrüstung vollgestopft. Nun geriet der Haufen in Bewegung, ein Bein tauchte daraus auf, gefolgt von einem Fluch, und schließlich kämpfte sich ein dritter junger Mann hervor und reckte sich. „Mardiddy, deine Karre wird irgendwann unser Tod sein“, sagte er zu Marwood Harris. Stephen C. Sillett, so hieß er, war der jüngere Bruder von Scott. Steve Sillett war neunzehn und ebenfalls im dritten Jahr Student am Reed College; sein Hauptfach war Biologie. Kleiner und muskulöser gebaut als sein Bruder, trug er sein feines, hellbraunes Haar in ein himmelblaues Kopftuch geknotet, das wie eine Mütze auf seinem Kopf saß. Seine Schultern waren breit und gerade, seine Augen dunkelbraun und wachsam; tief lagen sie in dem kantigen Gesicht. Schulter an Schulter standen die Brüder Sillett da und beobachteten die Vögel. Die Umrisse ihrer Körper hoben sich von den heranwogenden Herbstbrechern ab, deren unablässiges Rauschen zu hören war. Scott gab seinem jüngeren Bruder das Fernglas, und ihre Hände berührten sich einen Moment lang. Die Hände der Brüder waren fast gleich – feingliedrig, sensibel und geschickt in ihren Bewegungen...


© 2009 by Rogner Bernhard GmbH Co. Verlags KG, Berlin


Aufgrund von Absprachen mit den Verlagen, die uns die Leseproben zur Verfügung stellen, können wir diese nur für eine begrenzte Zeit online stellen. Vielen Dank für Ihr Verständnis!

Buch der Woche: Die roten Riesen. Eine Geschichte von Leidenschaft und Wagemut von Richard Preston,
Aus dem Amerikanischen von Michael Hein,
Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins,
378 Seiten, 22,90

Richard Preston wurde 1954 in Cambridge (Massachusetts) geboren und promoviert nach einem Studium der Naturwissenschaften an der Princeton University. Er hat mehrere naturwissenschaftliche Bücher geschrieben, die in über 30 Sprachen übersetzt wurden und wofür er u. a. den Science Writing Award des American Institute of Physics erhielt. Er schreibt regelmäßig für den New Yorker

Das Buch ist im September 2009 erschienen



Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden